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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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war, ist doch sehr zweifelhaft. Inwieweit e<strong>in</strong>e "hellenisierte Kunst-Religion'', e<strong>in</strong>e<br />

"Humanität ohne Transzendenz", das (auch von England herkommende) Pantheistische<br />

oder Deistische die Rot<strong>und</strong>e <strong>in</strong> St. Blasien erfüllen mag, so lag ähnliches aber kaum <strong>in</strong> der<br />

Absicht von Abt <strong>und</strong> Konvent. Sedlmayr spricht noch von Geometrismus (vgl. Nicolais<br />

'Perpendikularität'), Monotonie <strong>und</strong> Megalomanie als Kennzeichen des <strong>Klassizismus</strong>, was<br />

<strong>in</strong> gewisser Weise wieder für St. Blasien zutrifft. Wenn Sedlmayr schreibt, dass die Kirche<br />

ke<strong>in</strong> "Sacrum Theatrum", sondern e<strong>in</strong> "Bethaus" <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e hohe, sondern funktionale<br />

Kunst unter dem Joseph<strong>in</strong>ismus zu se<strong>in</strong> habe, dürfte für St. Blasien nach eigener Aussage<br />

e<strong>in</strong> zusätzlicher Anspruch auf Würde <strong>und</strong> Ästhetik doch noch bestimmend gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Andere aufgezählte Anliegen des <strong>Klassizismus</strong> wie E<strong>in</strong>fachheit, Tempelhaftigkeit, die<br />

schon zuvor genannte Licht-Glanz-Farblosigkeit f<strong>in</strong>den sich auch <strong>in</strong> unserem bisherigen<br />

St. Blasien-Text wieder. Interessant ist, dass Sedlmayr Stille, Kühle, Härte mit der<br />

"latenten Todesnähe des <strong>Klassizismus</strong>" verb<strong>in</strong>det, was bei der Nebenabsicht von St.<br />

Blasien als Herrscher- <strong>und</strong> Märtyrer-Mausoleum vielleicht nicht ganz abwegig ist. Die<br />

additiv-kontrastive Auffassung Dixnards lässt sich vielleicht mit dem von Sedlmayr ohne<br />

Quellenangabe angeführten "Staccato-Pr<strong>in</strong>zip" etwas verb<strong>in</strong>den. Sedlmayr betont weiter<br />

die Schwerpunktverlagerung im Zeitalter des <strong>Klassizismus</strong> auf das Literarische. Dass für<br />

St. Blasien z.B. e<strong>in</strong>e spezielle (christliche) Literatur bestimmend gewesen sei, kann nicht<br />

nachvollzogen werden. Noch schwieriger oder unmöglich ist es, St. Blasien, das für e<strong>in</strong>e<br />

kurze Zeit Pilgerstätte für Architekturwallfahrer geworden war, mit Sturm <strong>und</strong> Drang,<br />

Aufklärung, ja selbst mit Kategorien wie Gefühl <strong>und</strong> Verstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e direkte Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong> kurzer vorläufiger Rück- <strong>und</strong> Ausblick<br />

In der Rückschau lässt sich sagen, dass alle behandelten Benedikt<strong>in</strong>erklöster jeweils<br />

<strong>in</strong>dividuelle Ausprägungen v.a. des Reliquienkultes (<strong>und</strong> teilweise der Wallfahrtstätigkeit)<br />

zeigen. Am weitesten entwickelt im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Reformkatholizismus des 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts stellt sich Neresheim dar, das <strong>in</strong> der Ausstattung bis <strong>in</strong> die Zeit der grossen<br />

Umwälzungen <strong>und</strong> nahe an das Ende der alten Ordnungen wie dem Hl. Römischen Reich<br />

heranreicht. Die süddeutsche Klosterbaukunst v.a. nach 1750 markiert e<strong>in</strong>e letzte Blüte,<br />

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