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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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den gesellschaftlichen Umständen unabhängigen Einbildungskraft, son<strong>der</strong>n als Mittel zu<br />

bestimmten, meistens politischen Zwecken entstehen. Darin lässt sich übrigens die<br />

romantische Ansicht erkennen, dass Kunst für sich existieren soll.<br />

Friedrich Theodor Vischer, ein Theoretiker des Realismus, bedient sich, wie viele<br />

an<strong>der</strong>e, des Vergleichs mit dem Roman:<br />

Die <strong>Novelle</strong> verhält sich zum Romane wie ein Strahl zu einer Lichtmasse.<br />

Sie gibt nicht das umfassende Bild <strong>der</strong> Weltzustände, aber einen Ausschnitt<br />

daraus, <strong>der</strong> mit intensiver, momentaner Stärke auf das größere Ganze als<br />

Perspektive hinausweist, nicht die vollständige Entwicklung einer<br />

Persönlichkeit, aber ein Stück aus einem Menschenleben, das eine<br />

Spannung, eine Krise hat und uns durch eine Gemüts- und<br />

Schicksalswendung mit scharfem Akzente zeigt, was Menschenleben<br />

überhaupt ist. 28<br />

Es dreht sich immer um das Eine und Dasselbe: Ein Ausschnitt aus dem<br />

„Weltgeschehen“, in dem gerade ein Konflikt stattfindet. Die Umstände sollen so knapp<br />

wie möglich geschil<strong>der</strong>t werden, damit <strong>der</strong> Konflikt in den Mittelpunkt gelangen kann.<br />

Theodor Storms geplante Vorrede aus dem Jahre 1881 29 wurde erst nach seinem<br />

Tod herausgegeben. Den berühmtberüchtigten Standpunkt, dass die <strong>Novelle</strong> „die<br />

Schwester des Dramas“ 30 ist, findet man in Ansätzen bereits bei August Wilhelm<br />

Schlegel: Die Erzählung (damit wird wohl die <strong>Novelle</strong> gemeint) soll „eine dramatische<br />

Spitze“ haben, die „auf die Abneigung vom Epischen und Hinneigung zum Drama“ 31<br />

deutet.<br />

2.2.2 Paul Heyses „Falkentheorie“<br />

In <strong>der</strong> Einleitung zum Deutschen <strong>Novelle</strong>nschatz, den Paul Heyse gemeinsam mit<br />

Hermann Kurz im Jahre 1871 herausgegeben hat, findet man die Ansichten Heyses zum<br />

Wesen <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong> und Begründung seines Auswahlverfahrens für diese Anthologie.<br />

Diese Ansichten wurden von seinen Zeitgenossen zu einer Theorie erhoben und später<br />

28<br />

Friedrich Theodor Vischer, „Über Roman und <strong>Novelle</strong>“, Theorie <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong>, Herbert Krämer (Hrsg.)<br />

(Stuttgart: Reclam, 2005) S. 35-37. Hier S. 36.<br />

29<br />

Theodor Storm, „Eine zurückgezogene Vorrede aus dem Jahre 1881“, Theorie <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong>, Herbert<br />

Krämer (Hrsg.) (Stuttgart: Reclam, 2005) S. 49-50.<br />

30<br />

Ebd. S. 50.<br />

31 A. W. Schlegel, S. 12.<br />

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