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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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Es unterstützt gleichzeitig Archibalds Aussage, dass das Schlafgemach das am meisten<br />

vor Geistern geschützte Zimmer ist.<br />

Sie eilte zum Bett, <strong>der</strong> Affe tobte im Zimmer nebenan, dann klirrte es, „als wenn<br />

eine <strong>der</strong> großen Scheiben durch einen Steinwurf mitten durchgeschmettert würde“ 242 .<br />

Durch das Schlüsselloch kam die grüne Natter ins Zimmer hinein und beleuchtete das<br />

Zimmer mit grünem Licht. Virginie sagte ihm, dass sie im Bett nur warm werden will. Sie<br />

liebkoste die Natter und erklärte Archibald: „Ich mußte was ans Herz zu drücken haben,<br />

seit ich dich nicht mehr herzen konnte.“ 243 Die Natter stellt das Schwanken zwischen <strong>der</strong><br />

Hoffnung und Hoffnungslosigkeit dar, die Virginie die Lebenskraft stiehlt. Archibald<br />

musste dann auch die Wunde unter dem Herzen küssen, was sie zufrieden stellte.<br />

Er hatte „Angst, daß sie mir unter den Händen sterben möchte“ 244 und bat sie um<br />

Vergebung. Dadurch verän<strong>der</strong>te sich aber ihr Benehmen vollkommen – sie hat ihm bis<br />

jetzt keinen einzigen Vorwurf gemacht, sie wollte ihm gefallen und wartete demütig, ob<br />

er sich doch für sie entscheidet. In dem Moment, in dem er sie um Vergebung bat, ist die<br />

Macht über den an<strong>der</strong>en zu bestimmen auf sie übergangen, die bis jetzt ausschließlich er<br />

in seinen Händen hatte. Als sie es spürte, wurde sie wütend und warf ihm vor, dass er sich<br />

ihrer nie erbarmte, sie anlog und hinterging. Sie ergriff die Initiative und wehrte sich<br />

plötzlich gegen alles und wollte nicht mehr willenlos und demütig sein. 245<br />

Sie suchte den Affen: „Wo ist mein Diener, <strong>der</strong> mir die Schleppe getragen hat? Er<br />

mag nun Tod o<strong>der</strong> Teufel sein, dazu ist er gut genug, dies Gesicht [das Bild von Cecil] bei<br />

Seite zu schaffen.“ 246 Der Affe ist aber we<strong>der</strong> Tod, noch Teufel. Er verkörpert Archibalds<br />

alter Ego und teilweise auch seine Schuldgefühle, die ihn quälen und die er nicht<br />

verdrängen kann. In dem Affen spiegelt sich Archibald Inneres wi<strong>der</strong> – genauso, wie <strong>der</strong><br />

Affe den Schutz auf dem Schoß <strong>der</strong> Statue sucht, sucht Archibald Schutz bei Cecil. Der<br />

Schoß impliziert außerdem dem Sexuellen auch das Mütterliche. Archibald muss also<br />

lernen, Verantwortung für sein Benehmen zu übernehmen, was möglich ist, nur wenn er<br />

selbständig wird und sich den Tatsachen stellt. Das macht er auch später, als er nach<br />

Frankreich fährt, um alles, was Virginie betrifft, zu lösen.<br />

Da <strong>der</strong> Affe nicht da war, warf sie die Natter gegen das Bild und brach das Glas.<br />

In demselben Augenblick küsste sie Archibald mit ihren „eiskalte[n] Lippen“, <strong>der</strong> „einen<br />

lauten Schrei“ tat, wonach „das erbarmungslose Gespenst von mir abließ […] das Licht,<br />

242 Ebd. S. 193.<br />

243 Ebd. S. 194.<br />

244 Ebd. S. 195.<br />

245 Siehe Zitat auf S. 54, Fußnote Nr. 217.<br />

246 Ebd. S. 195.<br />

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