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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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Abschied und „verschwand unseren nachstarrenden Blicken in <strong>der</strong> pfadlosen Kluft, um<br />

nie wie<strong>der</strong> aufzutauchen“ 286 .<br />

Die heitere gastfreundliche griechische Kultur wird gnadenlos <strong>der</strong> sterilen bigotten<br />

Kultur des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gegenübergestellt. Der Zentaur beabsichtigt nichts Böses, ist<br />

freundlich zu allen an<strong>der</strong>en und versteht nicht, warum ihn die Soldaten mit dem Priester<br />

an <strong>der</strong> Spitze verhaften wollen. Sie sind intolerant, fürchten und verabscheuen alles<br />

Fremde und versuchen nicht einmal ohne Vorurteile herauszufinden, ob das Fremde gut<br />

o<strong>der</strong> böse ist.<br />

4.2.4 Humor, Ironie und Kritik <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Viel Kritik an <strong>der</strong> zeitgenössischen Gesellschaft wird durch verschiedene ironische<br />

Bemerkungen von Genelli und durch Aussagen aus den einzelnen Gesprächen zwischen<br />

Genelli und dem Zentauren ausgeübt. Die Zentaurgeschichte enthält aber auch sonst<br />

witzige Kommentare.<br />

Die Schönheit des Zentauren wird humorvoll beschrieben: „Das Fabelwesen hielt<br />

etwas auf sein Aeußeres. Keine Spur von tausendjährigem Staub und Unrath, <strong>der</strong> Bart am<br />

Kinn zierlich gestutzt und gekräuselt […].“ 287 Das Gesinde in <strong>der</strong> Dorfschenke kann sich<br />

mit ihm also gar nicht messen.<br />

Herr Schimon unterbricht in einem Moment das Erzählen und fragt Genelli, in<br />

welcher Sprache er mit dem „antiken Herrn“ gesprochen hat, worauf Genelli antwortet:<br />

„Im reinsten Griechisch, Herr Schimon; Sie mögen es mir glauben o<strong>der</strong> nicht. Er sprach<br />

natürlich etwas fließen<strong>der</strong> als ich, aber mit einem Anflug an den jonischen Dialekt, <strong>der</strong><br />

mir hie und da das Verständniß erschwerte.“ 288 Die Vorstellung, wie diese Konversation<br />

wohl aussah, ist recht amüsant.<br />

Was aber für den Leser noch amüsanter ist, ist die Begegnung des Zentauren mit<br />

dem Priester in <strong>der</strong> Kirche, von <strong>der</strong> er Genelli erzählt. Der Zentaur sieht ein Madonna-<br />

Bild, das ihn durch seine Schönheit in die Kirche hineinlockt. Alle sind erschrocken, <strong>der</strong><br />

Priester<br />

[…] erhob was er gerade Geweihtes in <strong>der</strong> Hand hatte und rief, es gegen<br />

den Versucher schwingend, mit lauter Stimme sein ‚Apage! Apage! Und<br />

286 Ebd. S. 278. Für Details <strong>der</strong> Begegnung <strong>der</strong> Soldaten mit dem Zentauren und alle ironischen<br />

Implikationen siehe Kapitel 4.2.4.<br />

287 Ebd. S. 266.<br />

288 Ebd. S. 267.<br />

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