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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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ersten Wendepunkt steht, in <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong> aber erst als zweiter erwähnt wird. Bis zum<br />

Selbstmordversuch von Virginie verhält sich Archibald ihr gegenüber eher abweisend. Er<br />

will sie nicht in seiner Nähe haben, weil er Angst hat, dass er ihrem „Zauber“ erliegen<br />

könnte. Als sie sich aus unglücklicher Liebe zu ihm umzubringen versucht, glaubt er ihr<br />

zu helfen, indem er ihr schmeichelt und ihr wie<strong>der</strong> einen Sinn des Lebens gibt. Das hat<br />

aber schwerwiegende Folgen, denn ab diesem Moment kann er sie nicht mehr ablehnen<br />

und als einzige Lösung erscheint ihm die Flucht.<br />

Der dritte Wendepunkt ist das nächtliche Ereignis, während dessen Archibald<br />

Virginie mit dem Affen und <strong>der</strong> Schlange erscheinen. Die Hochzeitspläne scheitern, er<br />

geht nach Frankreich, um Virginie zu sehen. Letztlich kann er nur dank Cecils Pflege und<br />

Liebe kann er dann wie<strong>der</strong> geheilt werden.<br />

Eine <strong>der</strong> zwei „unerhörten Begebenheiten“ in Kleopatra (1865) ist Archibalds<br />

Leben in Paris. Er fühlt sich von einem fremden Mädchen angezogen, das er auf <strong>der</strong><br />

Straße trifft. Nach ihrem Selbstmordversuch nimmt er sie sogar zu sich nach Hause und<br />

sie leben miteinan<strong>der</strong>. Der Selbstmordversuch sowie das außereheliche Zusammenleben<br />

von einem Mann und einer Frau, waren in <strong>der</strong> damaligen Zeit undenkbar. Die an<strong>der</strong>e<br />

„unerhörte Begebenheit“ ist die Ähnlichkeit <strong>der</strong> Statue, die Kleopatra darstellt, mit dem<br />

Mädchen aus Paris, das denselben Namen trägt.<br />

Das Dingsymbol ist die Statue, die lebendig zu sein scheint: „Was aber vollends<br />

den Eindruck des Unheimlichen erhöhte, war die unsägliche Kunst mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Bildner<br />

seinem Werk die Farbe des Lebens angehaucht hatte […] des herrlichen Leibes, <strong>der</strong> zu<br />

athmen und unter dem schmerzlichen Biß leise zu erschau<strong>der</strong>n schien.“ 194 Es ist die<br />

Statue, die das Leben von Archibald auf den Kopf stellt. Sie symbolisiert die ungelösten<br />

Dinge aus Archibalds Vergangenheit. Ein an<strong>der</strong>es Dingsymbol ist Cecils Bild, das<br />

zumindest teilweise ihre Abwesenheit mil<strong>der</strong>t, Archibald Ruhe und Sicherheit gibt und<br />

ihn an ihre Liebe erinnert. Das Bild ist auch das Einzige, was er aus Paris mit nach Hause<br />

nimmt.<br />

Der Mond und das Mondlicht werden wie<strong>der</strong>holt leitmotivisch erwähnt. Der Mond<br />

scheint in <strong>der</strong> ersten Nacht, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Affe ins Vorzimmer von Archibalds Schlafgemach<br />

kommt. „Erst als <strong>der</strong> Mond untergegangen war, konnte er Schlaf finden.“ 195 Auch in <strong>der</strong><br />

zweiten Nacht ist es <strong>der</strong> Mond, <strong>der</strong> Archibald nicht schlafen lässt. Es helfen nicht einmal<br />

die dicken Vorhänge: „[Er] erwachte aber schon vor Mitternacht, obwohl durch die<br />

194 Ebd. S. 158. Vgl. Psyche (Kapitel 3.4).<br />

195 Ebd. S. 182.<br />

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