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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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tiefen Erschütterungen abwandte und tragische Konflikte möglichst vermied.“ 190 Er war<br />

ein Gegensatz <strong>der</strong> Naturalisten – er schuf harmonische Werke über eine idealisierte<br />

Gesellschaft – die Naturalisten wollten Kampf, Darstellung <strong>der</strong> Gesellschaft, wie sie ist,<br />

mit allen ihren Grausamkeiten. Da sich Heyse in München aufhielt, übte die Kritik vor<br />

allem die Münchner Gruppe in ihrer Zeitschrift Gesellschaft. Sie kritisierten alles, was<br />

Heyse je geschrieben hat, egal, ob es Lyrik, Drama o<strong>der</strong> Epik war. Dazu trug sicherlich<br />

auch bei, dass sich Heyse durch seine guten Verbindungen zum bayrischen Königshaus<br />

eine Machtposition erworben hatte, die es <strong>der</strong> jungen Literatengeneration schwer machte,<br />

ihre Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Zusammenfassend lässt es sich<br />

sagen, dass sein Werk als „vornehme Kunst“, seine Sprache als „charakterloses<br />

Heysesche Deutsch“ und seine Kunst als eine „bewusste und absichtliche Fälschung“<br />

verspottet wurden. 191<br />

Diese Vorurteile und Klischees haben an<strong>der</strong>e Literaturwissenschaftler und Kritiker<br />

ohne Weiteres übernommen und zitiert. Erst in den letzten zwanzig Jahren kam es zu<br />

einer neuen Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Heyse. Eine bedeutende Leistung hat Rainer<br />

Hillenbrand hervorgebracht, <strong>der</strong> außer zahlreichen Artikeln einen wirklich ausführlichen<br />

literarischen Führer von Heyses <strong>Novelle</strong>n veröffentlicht hat. 192 Die <strong>Novelle</strong>n sind<br />

chronologisch geordnet, bei je<strong>der</strong> sind eine Inhaltsangabe und die wichtigsten Daten<br />

vorhanden. Was vielleicht noch wichtiger ist – dieses Buch verfügt über ein<br />

hervorragendes Register, in dem man mehrere Verzeichnisse findet, unter an<strong>der</strong>em das<br />

Themenverzeichnis, dank dem es einfacher war, <strong>Novelle</strong>n mit übernatürlichen Elementen<br />

zu finden.<br />

4.1 Kleopatra<br />

4.1.1 <strong>Sieben</strong> <strong>Merkmale</strong> <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong><br />

Der einheitliche Handlungsstrang ist in dieser <strong>Novelle</strong> vorhanden, auch wenn <strong>der</strong><br />

Rahmen mit den drei Binnengeschichten sehr verflochten ist. Es bleibt nämlich trotzdem<br />

bei einem Hauptkonflikt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong> den Mittelpunkt bildet. Die<br />

Binnengeschichten sind keine Abschweifungen, son<strong>der</strong>n ergänzen den Rahmen und<br />

vervollständigen die Handlung.<br />

190<br />

Werner F. von Striedieck, „Paul Heyse in <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Gesellschaft“, Germanic Review 19:3 (1944) S.<br />

197-221. Hier S. 197.<br />

191<br />

Siehe von Striedieck, S. 197-221. Dieser Artikel bietet eine ausführliche Analyse in allen Bereichen des<br />

literarischen Schaffens mit vielen Zitaten aus <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

192<br />

Rainer Hillenbrand, Heyses <strong>Novelle</strong>n. Ein literarischer Führer (Frankfurt am Main: Peter Lang, 1998).<br />

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