3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses
3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses
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Am nächsten Morgen fällt ihm ein, dass es besser wäre, „wenn er sich ohne<br />
Abschied wegschliche“ 339 , und das hätte er auch getan, wenn er nicht Lilli begegnet wäre.<br />
Als sie ihm ihre Liebe gesteht und ihm versichert, dass sie ihn nicht verachtet, glaubt er<br />
über alles Böse gesiegt zu haben. Zuerst sieht es auch so aus – er verlobt sich mit Lilli,<br />
teilt mit Max sein Zimmer, schläft ruhig und es geht ihm gut. Später wird er übermütig,<br />
geht mit Max baden und „sei verschwunden, wie von einem Strudel hinabgerissen“ 340 .<br />
Franks Feigheit und Unfähigkeit, sich den Tatsachen zu stellen und eine Lösung<br />
zu finden, erweisen sich als fatal. Nicht einmal Frau Hermines und Lillis Geduld,<br />
Nachsicht und mütterliche Fürsorge können seinen psychischen Zustand endgültig<br />
verbessern.<br />
4.3.4 Eine unheimliche Begegnung<br />
Der erste Auslöser von Franks Angst- und Schuldgefühlen ist das Vorlesen des<br />
Gedichtes über die im Eis eingefrorene Nixe. Frank hält es nicht aus und flüchtet ins<br />
Freie, wo ihn später Frau Hermine tröstet. Noch lange nach dem Schlafengehen hört sie<br />
ihn im Musiksalon, in dem er übernachten soll, hin und her gehen. Gegen Mitternacht<br />
„weckte sie ein seltsamer Ton […], abgerissene Laute, bald schwächer, bald stärker, wie<br />
tiefes Stöhnen eines Schwerverwundeten, o<strong>der</strong> das todesbange Ächzen eines Menschen,<br />
dem die Kehle zugeschnürt wird […]“ 341 . Kurz danach hört sie noch einen „dumpfe[n]<br />
Ton, wie <strong>der</strong> Fall eines schweren Körpers, dann tiefe Stille“ 342 . Sie fürchtet sich sehr, aber<br />
geht trotzdem hinunter, um zu sehen, ob Frank in Ordnung ist.<br />
Sie findet ihn auf dem Boden liegen, „den Kopf mit geschlossenen Augen weit<br />
zurückgebogen, die geballten Fäuste vor die Augen gedrückt“ 343 . Als sie ihn weckt,<br />
erzählt er ihr, was sich ereignet hat und besteht darauf, dass es kein Traum war: „O meine<br />
beste Freundin – ich habe so gute Augen, das ist ja eben das Unglück, ich sehe, was<br />
an<strong>der</strong>e Menschen nicht sehen, und nur Blinde sind glücklich! Zumal in <strong>der</strong> Nacht bin ich<br />
klar wie ein Uhu.“ 344 Es stellt sich natürlich die Frage, ob er es tatsächlich gesehen hat<br />
o<strong>der</strong> ob es ein Traum war. Auch in diesem Fall (ähnlich wie in Kleopatra) mag sein<br />
Wahrnehmen wegen seiner psychischen Unausgeglichenheit nicht ganz verlässlich sein.<br />
339 Ebd. S. 233.<br />
340 Ebd. S. 237.<br />
341 Ebd. S. 224.<br />
342 Ebd. S. 224.<br />
343 Ebd. S. 224.<br />
344 Ebd. S. 225.<br />
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