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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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„Frank’s [sic!] Gesicht [wird] plötzlich von einer Todtenblässe überzogen“ 313 , er<br />

verabschiedet sich plötzlich und am nächsten Morgen schickt er eine Notiz, in <strong>der</strong> er sich<br />

für alles bedankt und Abschied nimmt.<br />

Nach einem Jahr taucht er doch wie<strong>der</strong> auf, besucht die Familie im Landhaus am<br />

See, wo er auch Frau Cornelia mit ihrer Tochter trifft. Es läuft alles einigermaßen gut, bis<br />

Louison am Abend das bereits erwähnte Gedicht von Gottfried Keller vorliest. Wegen <strong>der</strong><br />

Erwähnung <strong>der</strong> Ertrunkenen verschwindet die gute Laune und Frank klagt, „daß es zu<br />

kühn war, zu glauben, in Ihrer [Frau Hermines] Nähe würden keine Gespenster sich an<br />

mich wagen“ 314 . Auch wenn ihn Frau Hermine tröstet, verhin<strong>der</strong>t es nicht sein nächtliches<br />

Erlebnis.<br />

Nach <strong>der</strong> schrecklichen Nacht, in <strong>der</strong> er seine tote Schwester trifft, ist er sehr<br />

benommen; er glaubt, dass er verloren ist und will wie<strong>der</strong> flüchten. Im Garten trifft er<br />

aber Lilli, die ihm ihre Liebe gesteht. Dadurch verän<strong>der</strong>t er sich ganz: „Frank schein ein<br />

neuer Mensch geworden, ruhig, gleichmäßig, auch gegen die fremden Damen <strong>der</strong><br />

aufmerksamster Cavalier […].“ 315<br />

Ein Dingsymbol im wahrsten Sinne des Wortes gibt es im Text nicht. Was man<br />

aber als ein sehr untypisches und ungewöhnliches Dingsymbol bezeichnen könnte, ist <strong>der</strong><br />

See. Franks Schwester Marie ertrank im See, das Landhaus von Hermine liegt am See,<br />

beim ersten Erwähnen des Sees flüchtet Frank; später kommt er aber freiwillig an den<br />

See, um Hermines Familie zu treffen. Nach dem Schock vom Kellers Gedicht flieht Frank<br />

zum See. Aus dem See kommen auch die Gespenster, die ihn zum Schluss wahrscheinlich<br />

hinunterziehen. Der See steht für das Schicksal, dem man nicht entkommen kann.<br />

Sowie die Freundlichkeit und mütterliche Fürsorge mit Frau Hermine<br />

leitmotivisch verbunden ist, wird immer wie<strong>der</strong> auf Franks Trübseligkeit hingewiesen.<br />

Frau Hermine wird vom Erzähler „seine mütterliche Freundin“ genannt und sie versichert<br />

Frank immer wie<strong>der</strong>, dass sie ihn „fast wie einen eigenen Sohn“ 316 liebgewann. Im<br />

Zusammenhang mit Frank wird häufig angemerkt, dass er „nicht eben gern lebe“ und dass<br />

er eine „melancholische Gemüthsart“ 317 hat.<br />

Die Pointe ist ziemlich klar. Wenn jemand in seinem Inneren Angst hat und nicht<br />

imstande ist, daran zu glauben o<strong>der</strong> sich selbst zu überzeugen, dass man ihm helfen kann,<br />

scheitert je<strong>der</strong> Versuch um Rettung. Denn wer sonst hätte Frank helfen können, wenn<br />

313 Ebd. S. 210.<br />

314 Ebd. S.220.<br />

315 Ebd. S. 234-235.<br />

316 Ebd. S. 213 u. S. 219.<br />

317 Ebd. S. 206 u. S. 207.<br />

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