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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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1 Einleitung<br />

Die Forschung hat sich bisher fast ausschließlich damit befasst, welche Rolle das<br />

Übernatürliche in <strong>der</strong> Volksliteratur o<strong>der</strong> bei einzelnen Autoren spielt. In dieser Arbeit<br />

soll das Forschungsfeld erweitert werden, indem anhand <strong>der</strong> Texte aus <strong>der</strong> Epoche des<br />

Realismus gezeigt wird, dass auch im Realismus da Übernatürliche seinen Platz hat. Das<br />

Vorhaben ist zwar ziemlich gewagt, weil es das scheinbar Unvereinbare vereint, aber<br />

trotzdem berechtigt, wie aus <strong>der</strong> vorliegenden Analyse hervorgeht.<br />

Der Realismus ist neben <strong>der</strong> Aufklärung und dem Naturalismus eine Epoche, in<br />

<strong>der</strong> am wenigsten Übernatürliches zu erwarten wäre. Das Realistische wird als „<strong>der</strong><br />

Wirklichkeit entsprechend; lebensecht und wirklichkeitsnah“ 1 definiert. Da das<br />

empirische Wahrnehmen und <strong>der</strong> damit eng verknüpfte Positivismus zu den führenden<br />

Phänomena <strong>der</strong> damaligen Zeit gehörten und von dem Bildungsbürgertum rezipiert<br />

wurden, wäre anzunehmen, dass für das Übernatürliche und durch den Verstand<br />

Unerklärliche kein Raum übrig geblieben ist. Wie ich aber in meiner Arbeit beweisen<br />

möchte, gibt es genug Texte, in denen das Übernatürliche eine – oft nicht unwesentliche –<br />

Rolle spielt.<br />

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Texte nicht von unbekannten Autoren<br />

stammen, son<strong>der</strong>n von zweien, die bereits bei ihren Zeitgenossen als literarische Größen<br />

galten und immer noch gelten, und zwar von Paul Heyse und Theodor Storm. Paul Heyse<br />

war zeit seines Lebens ein weit anerkannter Schriftsteller: „Zahlreichen Zeitgenossen galt<br />

H. als <strong>der</strong> wichtigste dt. Schriftsteller <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jh. u. <strong>der</strong> legitime<br />

Nachfolger Goethes.“ 2 Außerdem hat er im Jahre 1910 den Nobelpreis für Literatur<br />

bekommen. Während Paul Heyse heutzutage beinahe vergessen ist, wird Theodor Storm<br />

wie<strong>der</strong>holt als ein Paradebeispiel für einen Autor <strong>der</strong> Epoche des Realismus angeführt.<br />

Da die Berücksichtigung aller Texte des Realismus den Rahmen dieser Arbeit<br />

sprengen würde, habe ich mich entschlossen nur die deutsche und österreichische<br />

Literatur einzubeziehen. Was die Repräsentanz angeht, ergänzen die beiden bereits<br />

erwähnten deutschen Autoren einan<strong>der</strong> sehr gut und deshalb wollte ich ähnliche Vertreter<br />

<strong>der</strong> österreichischen Literatur finden. Dank des Stipendiums des ÖAD konnte ich eine<br />

umfangreiche Forschung an <strong>der</strong> Universität Wien durchführen, bei <strong>der</strong> ich aber lei<strong>der</strong><br />

feststellen musste, dass es in Österreich in <strong>der</strong> Epoche des Realismus keine<br />

1 Duden, Das große Wörterbuch <strong>der</strong> deutschen Sprache, Stichwort „realistisch“.<br />

2 Wilhelm Kühlmann (Hrsg.), Killy Literaturlexikon, Band 5 Har-Hug (Berlin: Walter de Gruyter Verlag,<br />

2009) S. 409.<br />

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