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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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In <strong>der</strong> Rezeption spiegelt sich die Meinung <strong>der</strong> Gesellschaft des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wi<strong>der</strong>,<br />

die von Klärchen repräsentiert wird: Das Übernatürliche o<strong>der</strong> „rational Unerklärbare“ hat<br />

in <strong>der</strong> gebildeten Gesellschaft <strong>der</strong> Epoche des Realismus nichts zu suchen. In <strong>der</strong><br />

Sekundärliteratur wird diese Geschichte jedoch nur als eine „collection of ghost<br />

stories“ 362 interpretiert, was unzureichend ist.<br />

Storms drei in den Jahren 1864-5 entstandenen Texte kamen beim Publikum und<br />

vor allem bei seinen Freunden nicht gut an. Das Genre des Kunstmärchens (Die<br />

Regentrude und Bulemanns Haus) scheint überwunden und in den 1860er Jahren nicht<br />

populär zu sein. Aus diesem Grund werden diesen Werken nur kurze Unterkapitel<br />

gewidmet, in denen die Texte jeweils kurz analysiert und mit einem englischsprachigen<br />

Text mit ähnlicher Thematik verglichen werden.<br />

Die <strong>Novelle</strong> Der Spiegel des Cyprianus, die in demselben Band erschienen ist, ist<br />

jedoch kein Kunstmärchen und obwohl sie in <strong>der</strong> Entstehungszeit nicht beson<strong>der</strong>s<br />

beachtet wurde, eignet sie sich wun<strong>der</strong>bar für die Zwecke dieser Arbeit, da sich die<br />

Geschehnisse genau an <strong>der</strong> Grenze zwischen dem Natürlichen und Übernatürlichen<br />

abspielen. 363<br />

Psyche, die letzte Stormsche <strong>Novelle</strong>, die hier behandelt wurde, ist eine<br />

Künstlernovelle, in <strong>der</strong> ein zeittypisches Thema bearbeitet wird. Deshalb lag ein<br />

Vergleich mit einem Text <strong>der</strong> österreichischen Literatur, <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong> Die zürnende Diana<br />

von Ludwig Anzengruber, und zwei Texten <strong>der</strong> angloamerikanischen Literatur auf <strong>der</strong><br />

Hand. .<br />

Heyses <strong>Novelle</strong>n, die in dieser Arbeit analysiert wurden, ähneln einan<strong>der</strong> sehr in<br />

einem Aspekt – alle basieren auf dem Gegensatz Traum-Wirklichkeit. In Kleopatra und<br />

Das Seeweib sind die Erlebnisse negativ, in Der letzte Centaur positiv. Alle drei <strong>Novelle</strong>n<br />

können mit Hawthornes Kurzgeschichte „Young Goodman Brown“ verglichen werden,<br />

in <strong>der</strong> dasselbe Problem thematisiert wird. Die Unmöglichkeit zu entscheiden, ob es sich<br />

um einen Traum o<strong>der</strong> um „Wirklichkeit“ handelt, fungieren als Beweis dafür, dass es<br />

etwas „rational Unerklärbares“ gibt. Abgesehen davon wi<strong>der</strong>legt die Parallele zwischen<br />

Heyses und Hawthornes Texten, die auch in heutiger Zeit häufig vertretene, ursprünglich<br />

von den Naturalisten stammende Behauptung, Heyses Texte seien nicht viel Wert.<br />

Der Rahmen, ein formales Merkmal <strong>der</strong> <strong>Novelle</strong>n, ist dasjenige, worin sich die<br />

Texte von Heyse und Storm unterscheiden. Bei Storm wird durch den Rahmen das<br />

Geschehen relativiert, zum Beispiel in Der Spiegel des Cyprianus, wo es heißt: „Vor über<br />

362 Lee. B. Jennings, S. 177.<br />

363 Siehe Kapitel 3.3.<br />

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