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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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längst einen besseren Schlaf genießt“ 252 . Der Erzähler wun<strong>der</strong>t sich sehr: „Sie sind es?<br />

Sagte ich. Wie kommen Sie denn wie<strong>der</strong> hierher? Sind sie denn nicht längst – Er sah mich<br />

aus seinen müden, gerötheten Augen so wun<strong>der</strong>lich an, daß mir das Wort in <strong>der</strong> Kehle<br />

stecken blieb.“ 253 Ab diesem Augenblick geschehen Dinge, bei denen sich <strong>der</strong> Erzähler<br />

unschlüssig ist, ob es sich um einen Traum o<strong>der</strong> um „Wirklichkeit“ handelt, denn er trifft<br />

seine Freunde und Bekannten, die längst tot sind.<br />

Den zweiten Wendepunkt stellt die „Rückkehr“ in die „rational erklärbare“ Welt<br />

dar. Der Erzähler lehnt sich an ein Fass und bittet den Wirt, den an<strong>der</strong>en zu sagen, dass<br />

sie auf ihn warten sollen.<br />

Es kam keine Antwort. Statt dessen fuhr ein scharfer Luftzug durch die<br />

offene Thür, verlöschte die Lampe des kleinen Karl und wehte mir in das<br />

heiße Gesicht. In demselben Augenblick dröhnte es Eins vom Frauenthurm,<br />

und ich hörte eine Stimme neben mir: Das Haus wird geschlossen. Ich muß<br />

schon bitten, Herr, daß Sie sich eine an<strong>der</strong>e Schlafstelle suchen. 254<br />

Der Erzähler ist verwirrt und weiß nicht, ob er alles nur träumte o<strong>der</strong> ob es wirklich<br />

geschah.<br />

In Der letzte Centaur (1870) findet man sogar zwei „unerhörte Begebenheiten“.<br />

Die eine ist die Begegnung des Erzählers mit seinen bereits verstorbenen Freunden und<br />

Bekannten in einem Wirtshaus in Dresden, wo sie sich „vor mehr als einem Jahrzehnt“ 255<br />

zu treffen pflegten. Die an<strong>der</strong>e ist Genellis Erzählung über den Zentauren, den er<br />

angeblich getroffen hat. Es wäre überflüssig zu erklären, warum die beiden Vorfälle als<br />

„unerhörte Begebenheit“ bezeichnet wurden, wäre überflüssig.<br />

Die Laternen, die bei beiden Wendepunkten eine wichtige Rolle spielen, stellen<br />

das Dingsymbol in dieser <strong>Novelle</strong> dar. Über dem Eingang in das Wirtshaus leuchtet ein<br />

„blaue[s] Laternchen“ 256 , an das sich <strong>der</strong> Erzähler sehr gut erinnern kann. Als er ins<br />

Innere des Hauses eintritt, blinzt ihn „eine schläfrig rothe Laterne“ 257 an. Beide Laternen,<br />

egal, ob sie blau o<strong>der</strong> rot leuchten, locken ihn ins Haus und geben ihm gleichzeitig das<br />

Gefühl <strong>der</strong> Geborgenheit. Auf dem Weg aus <strong>der</strong> Stube durch den langen Gang macht Karl<br />

252 Paul Heyse, Der letzte Centaur, Gesammelte Werke von Paul Heyse, <strong>Novelle</strong>n IV., 7. Band (Berlin:<br />

Verlag von Wilhelm Hertz, 1873) S. 251-281. Hier S. 257.<br />

253 Ebd. S. 258.<br />

254 Ebd. S. 280.<br />

255 Ebd. S. 251.<br />

256 Ebd. S. 251.<br />

257 Ebd. S. 257.<br />

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