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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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herabgelassenen Vorhänge nur ein schwacher Schein des Mondes drang.“ 196 Die<br />

Willenlosigkeit und <strong>der</strong> Gehorsam von Virginie werden ebenfalls zum Leitmotiv. Sie tut<br />

immer, was ihr Archibald sagt: „Ich sah dann noch, wie sie sich, scheinbar willenlos<br />

gehorsam, mit gesenktem Kopf entfernte […].“ 197<br />

Die Pointe dieser <strong>Novelle</strong> lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Wenn man<br />

ein glückliches Leben führen will, muss man alle Angelegenheiten und Probleme aus <strong>der</strong><br />

Vergangenheit gelöst und alte „Schulden“ beglichen haben. Erst in dem Augenblick, als<br />

Archibald kein Geheimnis mehr vor Cecil hat, steht ihrem glücklichen Leben nichts im<br />

Weg.<br />

4.1.2 Verschiedene Auffassungen von Liebe<br />

In Kleopatra sind einige Auffassungen von Liebe zu finden, die sich wesentlich<br />

voneinan<strong>der</strong> unterscheiden und darum im Folgenden einzeln diskutiert werden.<br />

Cecil liebt Archibald bereits von klein auf: „Sie hatte den Mann geliebt, seitdem<br />

sie denken konnte.“ 198 Sie bewun<strong>der</strong>t ihn und versteckt sich, um heimlich seinem<br />

Klavierspiel zuhören zu können. Er beachtet sie nicht und findet sie lästig. Nach zwölf<br />

Jahren fragt er sie aber, ob sie dasselbe zu ihm empfindet, was sie als Achtjährige<br />

empfand. Als er um ihre Hand anhält, antwortet sie ihm, „daß sie nie von einem an<strong>der</strong>en<br />

Glück geträumt habe, als die Seine zu werden“ 199 .<br />

Ihre Liebe zu Archibald beruht auf einer starken Basis – sie ist bereit, ihm in je<strong>der</strong><br />

Situation zu helfen und zu ihm zu halten. Als sie von Tancred erfährt, dass Archibald<br />

verschwand, bewahrt sie Ruhe, bittet Tancred, ihm nachzureisen und ihn<br />

zurückzubringen. Als Cecil später erfährt, dass er krank in Frankreich liegt, eilt sie zu ihm<br />

und pflegt ihn gesund. Sie vergibt ihm auch alles, was er ihr verheimlichte und was sie<br />

durch sein Im-Fieber-Sprechen erfuhr. Ihre Stärke liegt in ihrem Willen und ihrer inneren<br />

Kraft, mit <strong>der</strong> sie um ihn kämpft: „O mein Gott, es ist ja unmöglich, daß ich ihn verlieren<br />

sollte!“ 200<br />

Virginies Liebe zu Archibald ist völlig unterschiedlich. Sie glaubt durch ihre Liebe<br />

einen Anspruch auf sein ganzes Wesen zu haben, und darauf, von ihm geliebt zu werden.<br />

Sie verfolgt ihn von <strong>der</strong> ersten Minute ihrer Begegnung, auch wenn er ihr in klaren<br />

Worten mitteilt, dass er mit ihr nichts zu tun haben will. Sie übt psychischen Druck auf<br />

196 Ebd. S. 184.<br />

197 Ebd. S. 168.<br />

198 Ebd. S. 151.<br />

199 Ebd. S. 152.<br />

200 Ebd. S. 200.<br />

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