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3.3.1 Sieben Merkmale der Novelle - Theses

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In <strong>der</strong> Binnengeschichte findet man zwei Männer, die keinen Namen haben – den<br />

Grafen und den Hausmeister. Der Graf wird als „gerechter Mann“, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gräfin „in<br />

Treue zugetan“ 93 ist, beschrieben. Der Hausmeister ist ein treuer und ergebener Diener<br />

des Grafen und <strong>der</strong> guten Gräfin und lässt sich nicht von <strong>der</strong> schönen Gräfin beeinflussen.<br />

Die gute Gräfin aus <strong>der</strong> Binnengeschichte „ist demütig in ihrem Herzen gewesen und hat<br />

die Armen und Niedrigen nicht gering geachtet“ 94 . Sie verkörpert das Gute in <strong>der</strong><br />

Binnengeschichte. Die schöne Gräfin ist wie<strong>der</strong>um eine femme fatale. Sie ist „ein<br />

Füchschen mit goldrötlichem Haar, wie sie den Männern, insbeson<strong>der</strong>e den älteren, so<br />

gefährlich sind“ 95 . Die beiden weiblichen Figuren aus dem Rahmen werden auch<br />

typisiert: Die Amme ist eine vorbildliche Dienerin, die Gräfin eine vorbildliche Ehefrau.<br />

Was den Grafen aus dem Rahmen betrifft, kann man sagen, dass er dem Grafen aus <strong>der</strong><br />

Binnengeschichte sehr ähnlich ist.<br />

3.3.3 Freundschaft<br />

Die Freundschaft zeigt sich am deutlichsten bei <strong>der</strong> guten Gräfin und Cyprianus<br />

und bei Kuno und Wolf. Die gute Gräfin rettet Cyprianus das Leben „und so ist<br />

allmählich zwischen <strong>der</strong> schönen Frau und dem alten weisen Meister eine gegenseitige<br />

dankbare Freundschaft entstanden“ 96 . Cyprianus ist auch <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gräfin zur<br />

Erfüllung ihres Wunsches verhilft, indem er ihr den Spiegel schenkt.<br />

Kuno und Wolf wachsen zusammen auf und trotz <strong>der</strong> ablehnenden Haltung des<br />

Vaters gegenüber Wolfs Mutter „zeigte sich eine große Liebe zwischen ihnen“ 97 . Sogar<br />

Hagers Versuche, die Jungen zu Feinden zu machen, scheitern an dieser reinen,<br />

brü<strong>der</strong>lichen Liebe. Ihr Zusammenhalten wird auch mehrmals thematisiert: „Sie ritten so<br />

dicht nebeneinan<strong>der</strong>, daß die braunen Locken Kunos mit den blonden des kleinen Wolf<br />

zusammenwehten.“ 98<br />

Die Beziehung zwischen <strong>der</strong> schönen Gräfin und Hager bleibt nicht gleich,<br />

son<strong>der</strong>n sie entwickelt sich, und zwar von einer seltsamen Art <strong>der</strong> Freundschaft zur<br />

Feindschaft. Zuerst sind sie Verbündete (von einer Freundschaft im wahren Sinn des<br />

Wortes kann wohl keine Rede sein); Hager soll <strong>der</strong> schönen Gräfin helfen, den Grafen<br />

und seinen erstgeborenen Sohn Kuno loszuwerden. Als er dann aber seinen Anteil (ihre<br />

93 Storm, Der Spiegel des Cyprianus, S. 43.<br />

94 Ebd. S. 42.<br />

95 Ebd. S. 51.<br />

96 Ebd. S. 43.<br />

97 Ebd. S. 54.<br />

98 Ebd. S. 57.<br />

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