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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />
TEIL IV ZUSAMMENFASSENDE SCHLUSSBETRACHTUNGEN UND FAZIT<br />
23 EMPFEHLUNGEN FÜR DIE BEHANDLUNG UND AUFBEWAHRUNG<br />
23.1 Reinigung<br />
Bei der Versuchsreihe zur Reinigung hat sich gezeigt, dass ein Entfernen des Weichmachers von der Ober-<br />
fläche grundsätzlich keine negativen Folgen für die weitere Auswanderungsrate hat. Die Reinigung der Mul-<br />
tiples ist jedoch insbesondere im Fall der Postkarten und der Stempelplastik problematisch, da der Weich-<br />
macher die Druckfarbe aufweicht und damit für jede mechanische Bearbeitung empfindlich macht. Von<br />
einer feuchten Reinigung mit destilliertem Wasser muss abgesehen werden, da jeder Kontakt mit Feuchtigkeit<br />
die Hydrolyserate des Weichmachers erhöht. Eine wässrige Reinigung wird zudem kaum bessere Resultate<br />
bringen als eine trockene, da der Polyesterweichmacher in Wasser ohnehin nur schwer löslich ist.<br />
Andere Lösemittel bergen die Gefahr des Leachings, also des Herauslösens (auch einige Zeit nach der<br />
Behandlung – dieser Vorgang ist schwer kontrollierbar) von niedemolekularen löslichen Komponenten<br />
(z.B. Stabilisatoren) aus dem Material.<br />
Während der Recherchen für diese Arbeit gab es einige Gelegenheiten zum Austausch mit RestauratorIn-<br />
nen, die ebenfalls mit dem Problem der Weichmacherauswanderung bei den PVC-Multiples konfrontiert<br />
worden waren. Einige von ihnen hatten bereits Erfahrungen mit der Reinigung der Objekte gewonnen,<br />
von denen wir profitieren durften.<br />
So teilte uns Herr Tilman Daiber, freier Restaurator in Stuttgart, verdankenswerter Weise mit, dass er mit<br />
Pergaminpapier recht zufrieden stellende Ergebnisse erzielte, indem das klebrig/ölige Material auf der<br />
glatten Pergaminoberfläche haften blieb. Alle saugenden Papiere und Tücher hinterliessen bei ihm nach<br />
seinen Angaben Strukturen auf der Oberfläche.<br />
Beim Phosphor-Kreuzschlitten, der auf der Oberfläche keine Druckfarbe und auch keine Malschicht<br />
aufweist, wandte Frau Antje Janssen, Restauratorin im Kunstmuseum Bonn, eine trockene Reinigung<br />
mittels Wattestäbchen an. Bei der Stempelplastik saugte sie den an den Schnittkanten in grossen<br />
Mengen austretenden Weichmacher ab; das Auseinanderziehen der durch die Flüssigkeit aneinander<br />
haftenden, einzelnen Postkarten barg ein zu grosses Risiko für die aufgeweichte Druckfarbe. Zudem gab<br />
es bereits kleine Anhaftungen der Farbe der darunter liegenden Postkarte an der aufliegenden.<br />
Eine weitere Empfehlung erhielten wir von Eva Blazso, Entwicklungsleiterin bei der Kunststoff-Firma Gurit-<br />
Worbla in Ittigen. Sie schlug unter anderem vor, ein saugfähiges Pulver auf der Oberfläche aufzustreuen und<br />
nach einiger Zeit abzuklopfen und kurz abzuspülen. Ausserdem empfahl sie Isopropanol als effektivstes und<br />
unproblematisches Lösemittel zur Reinigung. (Bei unseren Tests erwies sich die Technik mit dem Absorbens-<br />
Pulver – wir wählten weisse Tonerde (Kaolin) – als nicht optimal, da doch eine beträchtliche Menge des<br />
feinen Pulvers auf der Oberfläche haften blieb und abgespült werden musste, was kein besseres<br />
Ergebnis brachte als die trockene Reinigung mit anschliessendem kurzem Spülen mit Isopropanol.)<br />
Für unsere eigenen Versuche verwendeten wir die von Tilman Daiber empfohlene Transparentpapiere,<br />
indem wir sie auf die Platten legten, mit einem Filz leicht andrückten und dann vorsichtig wieder<br />
abzogen. Die Schrift blieb dabei intakt. Da jedoch immer noch eine feine Schicht Weichmacher auf der<br />
Oberfläche verblieb, spülten wir die Platten jeweils noch kurz mit Isopropanol ab und trockneten leicht mit<br />
einem Cellulosetuch.<br />
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