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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />

TEIL I BEUYS’ PVC-MULTIPLES UND IHRE VERÄNDERUNGSPHÄNOMENE<br />

Im Archiv des Braunschweiger Kunstvereins, der 1977 die zweite Edition in leicht abgewandelter Form<br />

herausgegeben hatte, stiessen wir dank dem Engagement der Kuratorin Karola Grässlin, dem erstaun-<br />

lichen Gedächtnis einer pensionierten Mitarbeiterin und dem lückenlos abgelegten Aktenverkehr auf einen<br />

umfangreichen Briefwechsel zwischen Jörg Schellmann und dem damaligen Direktor des Braunschweiger<br />

Kunstvereins. Daraus geht hervor, wie es zu der Zweitauflage mit der Klammer kam: «(...) Das Projekt hat<br />

insofern eine interessante Variante bekommen, als Beuys, mit dem wir über diese Auflage gesprochen<br />

haben, einen interessanten Vorschlag machte: Er hat einige Exemplare für das Krefelder Museum mit<br />

einer Metallklammer zum Aufhängen an die Wand versehen und möchte gerne, dass die Restauflage in<br />

dieser Form herausgegeben wird. Die Objekte sind dann auf der Klammer handsigniert. Dies ist vielleicht<br />

insofern interessant, als Ihr Haus eventuell als Herausgeber dieser Teilauflage fungieren könnte. (...)» (Brief<br />

von Jörg Schellmann, 2.5.1977). So kam es denn auch.<br />

Über den Merian-Verlag und seine damaligen InhaberInnen war leider trotz dieser interessanten<br />

Dokumente nichts herauszufinden.<br />

Recherchen über mögliche Hersteller und Verwendungszwecke des Originalmaterials<br />

Zur Herstellung von PVC-Platten sind grundsätzlich zwei Verfahren im Gebrauch: Das Extrusions- und<br />

das Pressverfahren. Während bei der Extrusion die Folien und Platten bereits in der gewünschten Stärke<br />

(je nach Düse von 0,6 bis 25 mm) hergestellt werden können, besteht das Pressverfahren darin, mehrere<br />

kalandrierte Folien oder Walzfelle miteinander zu verpressen und dadurch Platten der gewünschten Dicke<br />

zu generieren.<br />

Das zeit- und energieaufwändige Verfahren des Pressens hat gegenüber dem Extrusionsverfahren bei<br />

kleinen Stückzahlen wirtschaftliche Vorteile, da die Produktion flexibel erfolgen kann, indem in einer<br />

Etagenpresse Platten mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit und/oder Dicke in einem<br />

Arbeitsgang gefertigt werden können. Als weiterer Vorteil wird vor allem die Spannungsarmut und hohe<br />

Masshaltigkeit betont, welche die Verwendung solcher Platten für Skalen und Zeichengeräte in der<br />

Kartografie und Reprografie erlauben. (Felger 1986)<br />

Die Oberflächenbeschaffenheit mit der unterschiedlichen Vorder- und Rückseitenstruktur mit winzigen Aus-<br />

buchtungen und Einstülpungen (s. Kap. 7.3, Mikroskopische Untersuchung, S. 14) deutet bei „unserem“<br />

Material auf gepresste Platten hin. Die Extrusion als Herstellungsverfahren ist aber nicht auszuschliessen.<br />

12 Die Abbildung wurde aus Felger (1986, S. 976) entnommen.<br />

8<br />

In Krefeld, dem Sitz des Herausgeber-Verlags, gab<br />

es zu jener Zeit offenbar eine Fabrik, die Siegel-<br />

kamp & Co., die über eine Anlage zur Pressung<br />

von PVC-Platten verfügte (Abb. 8). Das Werk ist<br />

heute auf Maschinen- und Anlagenbau, Nuklear-<br />

technik und Gusstechnik ausgerichtet.<br />

Abb. 8<br />

Etagenpresse. Werkfoto: G. Siegelkamp & Co., Krefeld 12

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