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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />
TEIL III EXPERIMENTELLER TEIL: KURATIVE UND KONSERVATORISCHE EINGRIFFE. Voraussetzungen und Vorversuche<br />
12 WAHL DER ANALYSEMETHODEN<br />
12.1 Weichmachergehalt: Massebestimmungen und Extraktion<br />
Eine einfache Möglichkeit, die Veränderung des Weichmachergehalts quantitativ festzustellen, wurde<br />
zuerst in der Thermogravimetrischen Analyse (TGA) vermutet. Bei dieser Methode wird die Probe einem<br />
definierten Temperaturprogramm unterworfen (z.B. einer kontinuierlichen Erwärmung bis zum Zersetzungs-<br />
punkt) und die dabei auftretende Masseveränderung grafisch aufgezeichnet. In einer solchen Kurve wäre<br />
der durch die Verdampfung des Weichmachers entstehende Masseverlust als sinkende Linie<br />
festzustellen. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich diese Methode für das vorliegende Material nicht<br />
eignet, da sich in der Kurve die HCl-Abspaltung (ab 240°C) und die Verdampfung von Weichmacher (ab<br />
ca. 260°C) überlagern.<br />
Für das Monitoring von Veränderungen des Weichmachergehalts während einer Behandlung wurde<br />
deshalb auf einfache Massebestimmung mit einer Analysewaage in normaler Umgebungstemperatur<br />
zurückgegriffen. Pro Behandlung wurde jeweils eine statistisch auswertbare Anzahl Proben (5 - 6) in<br />
regelmässigen Abständen während der jeweils relevanten Zeitdauer mit der Genauigkeit von ±0,1mg<br />
(0.0001g) gewogen.<br />
Um den Weichmachergehalt direkt zu bestimmen bzw. unter unterschiedlich behandelten Proben zu<br />
vergleichen, wurde bei spezifischen Versuchen auch die Methode der Extraktion durchgeführt; aus<br />
pragmatischen und Zeitgründen wurde sie während dem experimentellen Teil nur mit dem Lösemittel<br />
Aceton ausgeführt, welches einen beträchtlichen Anteil an niedemolekularem PVC mit herauslöst (s. Teil<br />
II, Kap. 7.6, Quantitative Untersuchung des Weichmachergehalts durch Aceton). Dies war bei den<br />
Resultaten zu berücksichtigen; für Vergleichsbestimmungen reichte diese Methode jedoch aus.<br />
12.2 Veränderungen von Zusammensetzung und Struktur der behandelten Proben: FTIR<br />
Das behandelte PVC-Material ergibt ein charakteristisches FTIR-Spektrum, bei dem der Weichmacher die<br />
auffälligsten Banden bestimmt. Die Polymeranteile werden jedoch durch die Bande mit Peak bei 1430<br />
cm -1 (Deformationsschwingungen von CH 2-Gruppen, welche benachbart zu einem Chlorsubstituenten<br />
liegen) und die C-Cl-Streckschwingungen zwischen 600 und 700 cm -1 ebenfalls deutlich definiert; nach<br />
Bedarf können die Spektren auf die «1430er-Bande» normiert werden, um z.B. Veränderungen des<br />
Weichmachergehalts festzustellen.<br />
Ebenso können mittels FTIR Esterspaltungen nachgewiesen werden, insofern sie zur Bildung von im<br />
Material verbleibenden (und nicht flüchtigen) Säure- und Alkoholmolekülen führen. Die Säuregruppen von<br />
langkettigen Fettsäuren lassen sich möglicherweise in einer Verbreiterung der Carbonylbande um 1710<br />
cm -1 nachweisen, die OH-Gruppen der Alkohole bei 3500-3200 cm -1 . 66 Allerdings sind die Signale der<br />
Säuregruppen schwach und werden wahrscheinlich durch die Carbonyl-Streckschwingungen der Ester<br />
überlagert. 67<br />
66 Socrates 1998, S. 90<br />
67 ebda<br />
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