08.10.2013 Aufrufe

Download PDF

Download PDF

Download PDF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />

TEIL III EXPERIMENTELLER TEIL: KURATIVE UND KONSERVATORISCHE EINGRIFFE. Versuchsreihe Beschichtung<br />

17.5 Interpretation, Schlussfolgerungen<br />

Offensichtlich hat die Bande im bei 1735 cm -1 des FTIR-Spektrums in ihrer Intensität während der<br />

hydrolytischen Behandlung bei den unbeschichteten Proben massiv abgenommen. Damit spiegelt sich<br />

der auch in Massebestimmungen festgestellte vermehrte Verlust von Weichmacher aus der unbeschich-<br />

teten Probe.<br />

Abgesehen von dem Verlust von Weichmachermolekülen ist es auch denkbar, dass die verminderte<br />

Intensität der Carbonylbande mit einer Hydrolyse der Esterverbindungen interpretiert werden kann.<br />

Allerdings wäre zu erwarten, dass diese Kettenspaltung mit einer gleichzeitigen Zunahme an Säure- und<br />

Alkoholgruppen im Spektrum verbunden wäre. Ist dies nicht der Fall, so sind die gebildeten Säuren<br />

eventuell flüchtig und aus dem Substrat verschwunden. Die Essigsäure, die wir als Endgruppe der<br />

Weichmachermoleküle bereits identifiziert haben, wäre eine solche flüchtige Säure. Es ist möglich, dass<br />

sich zudem weitere kurzkettige Säure- und Alkoholgruppen gebildet haben, die wegen ihrer grösseren<br />

Mobilität an die Oberfläche gewandert sind. Diese Fragen müssten in genaueren Untersuchungen<br />

beantwortet werden.<br />

Bei den mit Acrylat beschichteten Proben ist offensichtlich viel weniger Weichmacherverlust aufgetreten.<br />

Eine nachteilige Wirkung in Bezug auf die Katalyse der Hydrolysereaktion durch «eingesperrte» freie<br />

Säuren konnte nicht festgestellt werden. Es kann daraus geschlossen werden, dass die Beschichtung<br />

den Kontakt der Wassermoleküle aus der feuchten Luft mit dem PVC-Substrat behindert und damit eine<br />

Schutzwirkung vor der Hydrolyse zu leisten vermag.<br />

Die weiteren Resultate wie das spätere und geringere Auftreten von Weichmachertröpfchen auf der<br />

Oberfläche, sowie der um 25% geringere Masseverlust, und ebenso der Schutz der Schrift bei Reinigung,<br />

bestätigen die positive Wirkung der Beschichtung.<br />

Damit hat sich bei diesen Versuchen die Befürchtung nicht bestätigt, dass eine Beschichtung für das<br />

degradierte Material nachteilig wäre, indem katalytisch wirkende saure Spaltprodukte «eingeschlossen»<br />

werden und die Zersetzung von innen her beschleunigen würden.<br />

Der gewählte Acryllack stellt mit Sicherheit noch nicht das optimalste Beschichtungsmaterial dar; es wird<br />

durch den Weichmacher aufgeweicht und bleibt stellenweise als gelartige Haut zurück. Eine Perspektive<br />

für weitere Strategien zur Erhaltung der PVC-Multiples könnte also darin bestehen, das Überzugsmaterial<br />

oder die gewählte Methode zu optimieren. Organisch-anorganische Hybridschichten, oder auch Modi-<br />

fizierungen der Oberfläche, wie sie im einführenden Abschnitt zu diesem Teil vorgestellt wurden, könnten<br />

Möglichkeiten zu weiterführenden experimentellen Untersuchungen an dem originalen Probenmaterial<br />

aufzeigen.<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!