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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />

TEIL III EXPERIMENTELLER TEIL: KURATIVE UND KONSERVATORISCHE EINGRIFFE. Voraussetzungen und Vorversuche<br />

Selbst sehr polare Lösemittel wie Wasser können Weichmacher herauslösen, obwohl es sich bei diesen im<br />

Allgemeinen um hydrophobe Substanzen handelt. Das Herauslösen geschieht hier durch Adsorption der<br />

kleinen, polaren Wassermoleküle an die Dipole der PVC-Ketten und eine daraus folgende Verdrängung der<br />

Weichmachermoleküle aus dem Verbund. Die Zugabe von Alkoholen oder Tensiden zum Wasser fördert<br />

diesen Prozess. 77 Bei Polyesterweichmachern kommt hinzu, dass Wasser oder Luftfeuchtigkeit eine Hydro-<br />

lyse (Spaltung des Moleküls unter Einbau eines Wassermoleküls und Zerlegung in Säure und Alkohol) bewir-<br />

ken kann, wobei die entstandenen freien Säuren den weiteren Abbau katalytisch beschleunigen. 78 Dies ist,<br />

wie gezeigt wurde, vermutlich auch bei dem Polyesteradipat der Beuys-Multiples ein wesentlicher Faktor.<br />

Für das Einbringen der Stabilisatoren ist ein Einsatz von Lösemitteln dennoch unvermeidlich, da die<br />

ausgewählten Stabilisatoren entweder selbst flüssig sind, oder aber gelöst werden müssen, um in das<br />

Weich-PVC-System diffundieren zu können.<br />

Es ist schwierig abzuschätzen, ob das Einbringen von Stabilisatoren gelingen kann, ohne gleichzeitig einen we-<br />

sentlichen Weichmacheranteil herauszulösen oder das Material zu stark zu quellen. Es wird experimentiert<br />

werden müssen mit unterschiedlichen Transportmitteln (verschiedene Lösemittel/Weichmacher/Stabilisator-<br />

Mischungen) und unterschiedlichen Behandlungsarten bei verschiedenen Temperaturen. Die verwendeten<br />

Proben sollen auf morphologische und andere (optische) Veränderungen geprüft werden. Solche sollten<br />

nicht auftreten, wenn die Nachstabilisierung von praktischem Nutzen für den Erhalt der Objekte sein soll.<br />

Eine weitere Problematik ist bei der Beuys-Postkarte mit der Druckfarbe gegeben. Sie ist empfindlich auf<br />

die Behandlungen, da die als Transportmittel für die Stabilisatoren in Frage kommenden Flüssigkeiten für sie<br />

als Löse- oder Quellmittel wirken. Aus Zeitgründen wird diese Schwierigkeit im Rahmen dieser Diplom-<br />

arbeit vernachlässigt werden müssen.<br />

Wahl der Stabilisatoren<br />

Hydrolyseschutzmittel<br />

Da die Hydrolyse des Weichmachers als primäre Ursache von dessen Auswanderung erachtet wird,<br />

sollen spezifische Hydrolyseschutzmittel eingebracht werden. Von der Firma SIKA (Düdingen) wurden uns<br />

freundlicherweise zwei Hydrolyseschutzmittel für den Polymerbereich zur Verfügung gestellt. Sie werden<br />

von der RASCHIG GmbH in Ludwigshafen produziert und vertrieben.<br />

Es handelt sich um folgende Produkte:<br />

Stabilisator 2000: Carbodiimid, sterisch gehindert, oligomer, ca. 3000 g/mol, viskose Flüssigkeit,<br />

löslich in Polyestern, den meisten Polyolen und anderen organischen Lösemitteln<br />

sowie in Wasser<br />

Stabilisator 7000: Carbodiimid, sterisch gehindert, dimer, 362 g/mol, kristallines Pulver, löslich in<br />

Polyestern und den meisten organischen Lösemitteln, praktisch unlöslich in<br />

Wasser<br />

Der in dieser Reihe ebenfalls erhältliche Stabilisator 9000 ist mit einem Molekulargewicht von 20’000-<br />

30'000 g/mol zu hochmolekular, als dass eine Migration in das PVC-Material zu erwarten wäre; er wird<br />

deshalb ausgeschlossen.<br />

77 Thinius 1963, S. 218<br />

78 Thinius 1963, S. 202ff<br />

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