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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />
TEIL III EXPERIMENTELLER TEIL: KURATIVE UND KONSERVATORISCHE EINGRIFFE. Voraussetzungen und Vorversuche<br />
Schlussfolgerungen, Wahl der Transportmedien<br />
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass nur die Aromaten (Xylen und Toluen) die oben festgelegten<br />
Kriterien des guten Lösevermögens für die Stabilisatoren, der eher schlechten Löslichkeit für den<br />
Weichmacher und des geringen Quellvermögens für das PVC-Polymer erfüllen. Die Alkohole Ethanol<br />
und Isopropanol quellen die Originalprobe kaum; da sie die anderen Eigenschaften aber erfüllen, wird<br />
zumindest eines davon trotzdem in die Vorversuche einbezogen. Es wird für Isopropanol entschieden,<br />
da dessen Aktivität gegenüber dem Weichmacher wegen seiner verzweigten Struktur und Länger-<br />
kettigkeit etwas geringer eingeschätzt wird als die des Ethanols. Zudem greift es die Druckfarbe<br />
weniger an.<br />
Die beiden aromatischen Lösemittel sollen bei einem Vorversuch verglichen werden; beide erfüllen die<br />
gewählten Kriterien. Das Toluen wird als aktiver eingeschätzt, da es noch kompakter ist als das Xylen,<br />
welches einen zusätzlichen CH 3-Substituenten am aromatischen Ring aufweist.<br />
Wahl der Versuchsbedingungen (Temperatur, rF, Dauer der Behandlung)<br />
Für die Vorversuche sollen die Behandlungen bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt wer-<br />
den (25°C, 45°C und 65°C). Eine Untersuchung von Figge 82 zeigt, dass die Migration von Additiven aus<br />
PVC in benachbarte Medien ab einer Temperatur von 60°C signifikant ansteigt. Es ist anzunehmen,<br />
dass im umgekehrten Fall (Migration von Additiven in das PVC hinein) dasselbe gilt. Allerdings war in<br />
der Untersuchung von Figge nicht weichgemachtes, sondern Hart-PVC Gegenstand des Interesses;<br />
da die Temperatur von 60°C nahe an den Glasübergangsbereich von Hart-PVC reicht, ist ein signifi-<br />
kanter Anstieg in diesem Bereich nicht erstaunlich. Bei Weich-PVC, dessen Glasübergangstemperatur<br />
weit unterhalb der Raumtemperatur liegt, ist kein so deutlicher, abrupter Anstieg der Diffusionsrate zu<br />
erwarten. Dennoch vergrössert jede Temperaturerhöhung die Kettenbeweglichkeit der Moleküle und<br />
damit die Diffusionsgeschwindigkeit. Bei zu hohen Temperaturen muss aber, insbesondere bei<br />
längerer Behandlungsdauer, mit einer zu starken Belastung der Probe bis hin zu Dehydrochlorierungs-<br />
reaktionen gerechnet werden. Für die eigentlichen Versuche (s. Kap. 16) wird deshalb vorsichtiger-<br />
weise eine Temperatur von 30°C gewählt, lediglich um die Temperatur im Ofen stabil halten zu<br />
können.<br />
Die relative Feuchtigkeit (rF) wird für die Vorversuche nicht speziell definiert; sie wird sich je nach Tempe-<br />
ratur in den Klimaöfen leicht unterschiedlich einstellen. In einigen Vorversuchen wurde die rF mittels ge-<br />
sättigter Salzlösung auf 75% eingestellt; dies erwies sich aber als wesentlich zu hoch, handelt es sich<br />
doch hier um Hydrolysebedingungen, durch welche Prozesse ausgelöst werden, die einen grossen<br />
Einfluss auf die Resultate ausüben.<br />
Mit der Behandlungsdauer wird während der Vorversuche experimentiert werden: nach definierten Zeit-<br />
abständen werden die Proben aus dem Ofen genommen, abgetrocknet und untersucht.<br />
Bei den gültigen Versuchen (s. Kapitel 16) richtet sich die Immersionsdauer nach der Geschwindigkeit<br />
der Stabilisator-Diffusion.<br />
82 Figge 1988, S. 33ff<br />
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