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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />

TEIL II MATERIALTECHNISCHE ASPEKTE<br />

möglichen Terminator: «Wird im Überschuss mit Säure gearbeitet, so wird die Endgruppe mit Alkoholen,<br />

wird die Polykondensation mit einem Diolüberschuss durchgeführt, wird endständig mit Essigsäure oder<br />

einer längeren Monocarbonsäure abgeschlossen.» 37<br />

Morphologie und physikalische Eigenschaften der Polyester-Weichmacher<br />

Die Polyester werden beschreibend klassifiziert als niedrig-, mittel- oder hochviskose Produkte. Da es für<br />

sie keine einfache chemische Beschreibung gibt, werden diese Materialien als proprietäre Produkte<br />

vermarktet, oft mit einer nur allgemeinen Bezeichnung ihrer chemischen Natur; z.B. «Polymerweichmacher-<br />

derivat aus Diadipinsäure und Butandiol». 38<br />

Die Variablen, mit welchen die Zusammensetzung eines Polyesterweichmachers beschrieben werden<br />

können, sind die folgenden:<br />

o Die Art des Glycols, der Dicarbonsäure und des Kettenstoppers (Terminators)<br />

o Der Polymerisationsgrad, also das mittlere Molekulargewicht<br />

o Die Molekulargewichtsverteilung<br />

Bei den Polyesterweichmachern handelt es sich immer um lineare Ester, bei denen höchstens die Termina-<br />

toren, also die Endgruppen des Kettenmoleküls, Verzweigungen aufweisen. Die Dicarbonsäure, im Monomer-<br />

zustand verknäuelt, ordnet sich durch die Reaktion mit dem Glycol linear an. Die Estergruppe ist starr, der<br />

Rest kann bei Verwendung von linearen Säuren nach wie vor knäueln, was die viskose Konsistenz ergibt.<br />

Polyester, die mit aromatischen Säuren synthetisiert werden, ergeben hingegen starre Feststoffe (z.B. PET).<br />

Palamoll 656 als Referenzprodukt für den identifizierten Originalweichmacher<br />

Der im Multiple-Material vorgefundene Weichmacher wurde durch den Vergleich von FTIR-Spektren als<br />

ein Adipinsäure-Polyester identifiziert. Eine genauere Bestimmung durch Dünnschichtchromatographie<br />

ergab im Ausschlussverfahren, dass es sich um ein Palamoll-ähnliches Produkt handelt. Palamoll wird<br />

durch BASF hergestellt und ist noch heute im Gebrauch (Palamoll 654 und Palamoll 656). Die beiden<br />

Palamoll-Produkte werden auf dem Datenblatt als terminiert beschrieben; das heisst, dass die Ketten-<br />

enden keine OH-Gruppen tragen (s. Grafik 7: R1 = C 9H 19).<br />

R1 O<br />

O<br />

Grafik 7 Palamoll-Struktur gemäss Datenblatt von BASF<br />

Das durchschnittliche Molekulargewicht der Palamoll-Weichmacher wird mit 5274 g/mol (für Palamoll 654)<br />

bzw. 6396 g/mol (für Palamoll 656) angegeben. Dies bedeutet anhand der oben dargestellten Struktur eine<br />

durchschnittliche Anzahl von ca. 22 (Palamoll 654) bzw. 27 (Palamoll 656) repetierender Monomer-Einheiten.<br />

In der älteren Literatur werden die üblichen Molekulargewichte für „Polyester“weichmacher eher noch<br />

tiefer angegeben (850 bis 3500 g/mol). 39 Die Bezeichnung „Oligoester“ wäre demnach treffender.<br />

37 Felger 1983, S. 633<br />

38 Wilson 1995, S. 165fff<br />

39 Felger 1986<br />

O<br />

O R O<br />

n<br />

O<br />

O<br />

22<br />

O R1<br />

R = or<br />

R1 = C9H19 C<br />

H 3<br />

CH 3

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