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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />
TEIL III EXPERIMENTELLER TEIL: KURATIVE UND KONSERVATORISCHE EINGRIFFE. Voraussetzungen und Vorversuche<br />
Wahl der Behandlungsart<br />
In ersten Vorversuchen wurden Proben mit verschiedenen Lösemittel/Stabilisator-Gemischen mit dem<br />
Pinsel bestrichen, so dass ein geschlossener Feuchtigkeitsfilm auf der Oberfläche zurückblieb. In andere<br />
Vorversuchen wurden die Proben in den Behandlungslösungen immergiert. Dabei wurden die Quellung,<br />
die Veränderung der Oberflächenmorphologie und das Verhalten der Druckfarbe beobachtet. Es zeigte<br />
sich, dass ein einseitiges Bestreichen der Behandlungslösungen keine Ergebnisse bringen kann, da das<br />
Lösungsmittel entweder zu schnell verdunstet oder zu wenig Material aufgebracht werden kann.<br />
Die Druckfarbe auf den Postkarten reagiert empfindlich auf alle Behandlungen, da fast alle verwendeten<br />
Flüssigkeiten als Löse- oder Quellmittel wirken; allerdings wurde eine etwas verminderte Empfindlichkeit<br />
gegenüber polaren (Wasser, Alkohole) und schwächeren polarisierbaren Lösemitteln (Xylen) festgestellt;<br />
starke Ketone wie Aceton wiederum lösen die Druckfarbe sofort auf. Das Auftragen des reinen<br />
Stabilisators 2000 (viskose Flüssigkeit) bewirkt ebenfalls eine Quellung der Druckfarbe.<br />
Wahl der Transportmedien für das Einbringen der Stabilisatoren<br />
Bei der Wahl der Transportmittel für das Einbringen der Stabilisatoren wurden folgende Erfahrungen aus<br />
Vorversuchen und theoretischen Überlegungen einbezogen:<br />
o Bei Vorversuchen hat sich gezeigt, dass beim Auftragen des reinen flüssigen Stabilisators 2000<br />
selbst bei hohen Temperaturen (die Versuche wurden bei 25°C, 45°C und 65°C durchgeführt)<br />
kein Eindringen in das PVC-Substrat erfolgt; der Stabilisator ist offenbar zu hochviskos bzw. zu<br />
langkettig und in sich mit zu starken Wechselwirkungen gebunden, um die Oberflächenenergie<br />
des PVCs überwinden zu können.<br />
o Ebensowenig war es möglich, mit einer Mischung von Weichmacher (Palamoll 656) und<br />
Stabilisator 2000 ein Eindringen des Stabilisators 2000 zu erreichen.<br />
o Daraus wird geschlossen, dass ein Transportmittel benötigt wird, welches das PVC-Substrat<br />
leicht anquillt, um die Energie herabzusetzen, die vom Stabilisator benötigt wird, um sich<br />
zwischen die Polymerketten platzieren zu können.<br />
o Der Stabilisator 7000 kann ohnehin nur in Lösung angewendet werden, da er in Form eines<br />
kristallinen Pulvers vorliegt.<br />
o Es wird davon ausgegangen, dass als optimales Transportmedium ein Lösemittel gewählt<br />
werden muss, in welchem die einzubringenden Stabilisatoren löslich sind, welches das PVC-<br />
Substrat schwach und reversibel anquillt, und in dem der Originalweichmacher nur schlecht<br />
löslich ist, damit davon möglichst wenig herausgelöst wird.<br />
o Bei der näheren Auswahl müssten die Eigenschaften der Penetration und Retention einbezogen<br />
werden. Das Transportmedium sollte relativ rasch penetrieren, jedoch nicht allzu rasch, um dem<br />
Stabilisator genügend Zeit zu geben, nachzukommen. Es sollte jedoch möglichst rasch aus dem<br />
Substrat wieder abdampfen, also eine niedrige Retention aufweisen. Diese steht (beschränkt) mit<br />
dem Dampfdruck des Mediums in Zusammenhang, jedoch vor allem mit der Stärke der<br />
Wechselwirkungen, die es mit dem Substrat ausbildet. 81<br />
81 Masschelein-Kleiner 1981<br />
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