Download PDF
Download PDF
Download PDF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />
TEIL IV ZUSAMMENFASSENDE SCHLUSSBETRACHTUNGEN UND FAZIT<br />
23.2 Aufbewahrung<br />
Die Tatsache, dass während des Hydrolyseprozessses abgespaltene Essigsäure den weiteren Degrada-<br />
tionsprozess autokatalytisch beschleunigen kann, legt nahe, dass die flüchtigen Spaltprodukte möglichst<br />
schnell abgeführt werden sollten. Gerade wenn die Multiples zusammen mit anderen Objekten in Vitrinen<br />
aufbewahrt oder präsentiert werden – wie dies bei der «Stempelplastik» oder der Postkarte oft der Fall ist<br />
– drängt sich eine solche Massnahme auf, um auch umliegende Materialien zu schützen. Für diesen<br />
Zweck sind unterschiedliche Molekularsiebe und andere Filtermaterialien erhältlich, es muss aber im<br />
Einzelfall genau geprüft werden, welches Absorbermaterial in Frage käme. Die Aussagen hierzu sind<br />
widersprüchlich, und die Resultate von einigen Studien 99 werfen Fragen auf. Vermutlich liegt die<br />
Problematik von Absorbermaterialien wie Aktivkohle oder Zeolithen oft darin, dass sie ähnlich wie<br />
Feuchtigkeitspuffer auch Wasser aufnehmen und ihre Aufnahmekapazität für Schadstoffe beschränkt ist.<br />
Das kann dazu führen, dass sie die einmal adsorbierten Schadstoffe wieder freisetzen. Nur bei<br />
imprägnierter Aktivkohle ist der Absorptionsvorgang irreversibel, da der Schadstoff chemisch verändert<br />
gebunden wird. 100 Nach den Resultaten von Yvonne Shashoua treten jedoch mit Aktivkohle ebenfalls<br />
problematische Effekte auf. 101<br />
Es muss jegliche Kontaktsituation mit sorbierenden Materialien vermieden werden, da sonst der<br />
Weichmacherverlust beschleunigt wird. Um die Kontaktfläche möglichst zu minimieren und eine Belüftung<br />
der Objekte von allen Seiten zu gewährleisten, schlagen wir 102 als Unterlage für die Objekte die<br />
Verwendung von bespannten Siebdruckrahmen vor.<br />
Diese können in Spezialgeschäften erworben<br />
und auch auf Mass, zum Beispiel mit Alu–<br />
rahmen, bestellt werden.<br />
Das Gewebe wird so gewählt, dass das Ver-<br />
hältnis zwischen Fadenstärke und Raster mög-<br />
lichst grosse Hohlräume ergibt; dadurch wird<br />
einerseits verhindert, dass Kapillarwirkung<br />
auftreten kann, und zugleich wird das Gewicht<br />
optimal verteilt, so dass sich die Struktur nicht<br />
abzeichnen wird. Wir empfehlen zum Beispiel<br />
ein Polyestergewebe mit 36 l/cm und einem<br />
Fadendurchmesser von 90 Micrometer.<br />
103<br />
Abb. 59 Siebdrucksiebe zur Aufbewahrung der Multiples:<br />
Alurahmen, Bespannung mit Polyestergewebe<br />
Das Sieb kann z.B. in einer PMMA-Schachtel gelagert werden. PMMA absorbiert aufgrund seiner hoch-<br />
dichten Oberfläche keinen verdampften Weichmacher, im Gegensatz etwa zu einer Kartonschachtel. 103<br />
Für den Phosphorschlitten kann die gleiche Aufbewahrung mit entsprechend grossen Siebdrucksieben<br />
gewählt werden. Die Siebe sind, wenn professionell bespannt, sehr stabil und können das Gewicht ohne<br />
weiteres ohne durchzuhängen tragen.<br />
99 z.B. Shashoua/Ward 1995 und Shashoua 2001)<br />
100 Waller 2005<br />
101 Shashoua 2001<br />
102 nach einer Idee von Stefan Zumbühl, Dozent an der Hochschule der Künste Bern<br />
103 Thinius 1963, S. 194;