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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />
TEIL III EXPERIMENTELLER TEIL: KURATIVE UND KONSERVATORISCHE EINGRIFFE. Reinigung I: Langzeitversuch<br />
18 VERSUCHSREIHEN ZUR REINIGUNG<br />
Parallel zu den beiden vorangehend vorgestellten, invasiven Versuchen wurde ein dritter Untersuchungs-<br />
strang verfolgt, der weniger auf eine langfristige Verbesserung oder Erhaltung des Erhaltungszustandes<br />
zielte, sondern von möglichst hohem praktischem Nutzens sein sollte. Das Interesse von Eigentümer-<br />
Innen und GaleristInnen ist es, die Objekte wieder auszustellen; als kurzfristige Massnahme wird deshalb<br />
oft eine Reinigung gewünscht oder auch durchgeführt. Ziel dieser Versuchsreihe war es, neben<br />
Möglichkeiten von Reinigungstechniken auch eventuelle Nebenwirkungen der Reinigung festzustellen.<br />
Zum einen stellte sich die Frage, ob eine wiederholte Reinigung zu einer höheren Migrationsrate des<br />
Weichmachers führt als ein Belassen der Flüssigkeitsschicht auf der Oberfläche. Argumente für eine<br />
solche Erhöhung von Geschwindigkeit und Menge der Auswanderung wären durchaus gegeben; unter<br />
anderem das verminderte Konzentrationsgefälle und die energetisch für das Gesamtsystem optimalere<br />
Oberflächenenergie der weichmacherbeschichteten Oberfläche. Der Versuch einer rein theoretischen<br />
Annäherung an die Frage führte jedoch zu keinem gesicherten Ergebnis, da die Gegenargumente einer<br />
Beschleunigung ebenso gewichtig schienen. Deshalb wurde eine Versuchsreihe durchgeführt, bei der<br />
verschiedene Probenserien Hydrolysebedingungen ausgesetzt und nach jeweils 4, 8, 16....28 Tagen<br />
gereinigt wurden; bei der ersten Probenserie wurde die Reinigung jeweils nach 4 Tagen wiederholt, so<br />
dass diese Serie bis zum 28. Tag insgesamt siebenmal gereinigt wurde, die zweite sechsmal etc. und die<br />
letzte lediglich einmal, nach 28 Tagen. Jeweils nach erfolgter Reinigung wurde die Masse der Proben<br />
ermittelt, so dass für die erste Probenserie (inkl. Anfangsmasse) acht Messpunkte erhalten wurden, und<br />
für die letzte Serie zwei Messpunkte (Anfangsmasse und Masse nach Reinigung nach 28 Tagen). Der<br />
Versuch wurde mittels Mikroskopfotografie dokumentiert.<br />
Ein weiterer Versuch sollte die Frage klären, nach welchem Zeitraum nach der Reinigung – bei optimalen<br />
Lagerungsbedingungen der Proben – auf der Oberfläche erneut Weichmachertröpfchen auftreten<br />
würden. Dieser Langzeitversuch soll Anhaltspunkte für SammlerInnen und AusstellerInnen geben, ohne<br />
das Ziel eines kurativen oder konservatorischen Eingriffs zu verfolgen. Es wurden während ca. 10<br />
Monaten wöchentlich Mikroskopfotos der gleichen Stelle einer gereinigten Postkarte aufgenommen.<br />
18.1 Angewendete Reinigungstechnik<br />
Für die Reinigung verwendeten wir Transparentpapier, das wir auf die Platten legten, mit einem Filz leicht<br />
andrückten und dann vorsichtig wieder abzogen. Da eine feine Schicht Weichmacher auf der Oberfläche<br />
verblieb, spülten wir die Platten jeweils noch kurz mit Isopropanol ab.<br />
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