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Weichmacherverlust bei PVC-Objekten von Joseph Beuys – Versuche zu kurativen und konservatorischen Massnahmen<br />

TEIL II MATERIALTECHNISCHE ASPEKTE<br />

Hingegen weist die Anwesenheit der ersteren auf Barium/Zink-Seifen und Bleiverbindungen als PVC-<br />

Stabilisatoren hin.<br />

Mit dem Ziel, festzustellen, ob zusammen mit dem Weichmacher auch Thermostabilisatoren ausgewan-<br />

dert sind, wurde auch eine Probe des mit Aceton gewonnenen Extrakts eingemessen, sowie eine Probe<br />

des extrahierten, weichmacherfreien Polymers. Es gelang jedoch nicht, die erhaltenen Spektren eindeutig<br />

zu interpretieren. Daher wurden diese Resultate nicht weiter verwendet.<br />

Andere Stabilisatoren<br />

Von Herrn Gunnar Heydenreich, Restaurator im «Restaurierungszentrum der Landeshauptstadt Düssel-<br />

dorf», wurden uns freundlicherweise die Resultate einer Analyse überlassen, die er Ende 2002 beim Labor<br />

Henkel in Düsseldorf in Auftrag gegeben hatte. Es wurde damals eine Analyse mittels Gaschromatographie/<br />

Massenspektrometrie (GC/MS) durchgeführt, wobei die Probe vorgängig einer Esterspaltung unterzogen<br />

wurde. Der Befund zeigte neben Adipinsäure namentlich das Monomer Bisphenol A, ein für Weichmacher<br />

eingesetztes Antioxidans.<br />

7.10 Zusammenfassung der Analyseergebnisse<br />

Mithilfe der verschiedenen apparativen Untersuchungen konnte Folgendes festgestellt werden:<br />

Beim Polymer handelt es sich um ein reines, mit Adipinsäurepolyester weichgemachtes<br />

Polyvinylchlorid. Es wurden keine Anzeichen von Copolymerisation mit Vinylacetat festgestellt.<br />

Der Weichmachergehalt beträgt, gemessen durch Extraktion mit Dimethylformamiddimethyl-<br />

acetal, ca. 30%. (Extraktion mit Aceton ergibt ca. 50,5%; dabei werden niedermolekulare<br />

Polymeranteile mit ausgeschwemmt, welche einen Anteil des Extrakts ausmachen)<br />

Hauptbestandteil der ausgewanderten hochviskosen Flüssigkeit ist ein Adipinsäurepolyester des<br />

Typs Palamoll (BASF); es handelt sich um den Weichmacher bzw. dessen hydrolysierte<br />

niedermolekulare Komponenten.<br />

Sowohl der ausgewanderte Weichmacher wie der noch im Material befindliche sind vermutlich<br />

einer Esterspaltung (Hydrolyse) unterworfen.<br />

In der ausgewanderten Flüssigkeit sind Nebenkomponenten in geringer Konzentration enthalten,<br />

namentlich Bisphenol A, ein Weichmacher-Antioxidans.<br />

Das Material emittiert ein flüchtiges, saures Abbauprodukt, das als Essigsäure identifiziert werden<br />

konnte. Andere flüchtige Spaltprodukte konnten nicht nachgewiesen werden.<br />

Im PVC-Substrat wurden verschiedene metallische Elemente festgestellt, die sich wohl<br />

mehrheitlich als Thermostabilisatoren zugehörig interpretieren lassen. Ob die PVC-Stabilisatoren<br />

mit dem Weichmacher ausgewandert sind, konnte nicht geklärt werden.<br />

Wegen der Identifizierung von bleihaltigen Verbindungen muss die Verwendung von schwefel-<br />

haltigen Organozinnstabilisatoren für eine eventuelle Nachstabilisierung ausgeschlossen werden,<br />

da durch Reaktion von Schwefelverbindungen mit Bleiseifen störende Verfärbungen auftreten<br />

könnten.<br />

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