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Selbstorganisation M11b.pdf

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aus, wobei die Systeme mit gebrochener Symmetrie, wenn sie erst einmal hergestellt sind,<br />

gegenüber geringfügigen Schwankungen in ihren Konfigurationen stabil sind. Durch dieses<br />

Beispiel wird zum einen das selbstorganisatorische Prinzip der Ordnung durch Fluktuation<br />

(Schwankungen) verdeutlicht 70 ,also die Interaktion von deterministischen und stochastischen<br />

Elementen 71 ; zum anderen wird die klassische Entsprechung von Fixpunkt, Stabilität<br />

und Gleichgewicht in der Theorie der <strong>Selbstorganisation</strong> durch das formale Konzept des Attraktors<br />

und Stabilitätskontrolle desselben durch Fluktuationen und Fließgleichgewichte ersetzt.<br />

4. Die Übertragung auf sozioökonomische Systeme<br />

4.1 Warum Übertragung?<br />

"We felt it before in sense; but now we know it by science"<br />

E. Misselden 72<br />

Die naturwissenschaftliche Theorie der Selbstorganisierenden Strukturen wurde hier deswegen<br />

so ausführlich geschildert, weil die spontane Ordnung ja auch in den Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaften ein zentrales Thema ist. Wie entsteht ein geordnetes Ganzes - ohne<br />

dass es in seiner spezifischen Form von irgendjemanden bewusst gewollt oder herbeigeführt<br />

wurde- aus einer Vielzahl von individuellen Entscheidungsprozessen und welche spezifische<br />

Form hat es 73 ? Hieraus erwächst die Frage nach der Beziehung zwischen individuellem Verhalten<br />

und kollektiven Phänomenen, mit der sich von Smith's „invisible hand“ 74 über Menger,<br />

Hayek 75 , Sudgen 76 und Schelling 77 die verschiedensten Autoren auseinandergesetzt haben.<br />

Was jedoch fehlte, war einerseits ein modelltheoretisches Fundament 78 , andererseits die<br />

70<br />

Die Fluktuationen testen gewissermaßen die Stabilität eines stationären Ordnungszustandes (z.B. den Punkt S in Abb.2) und treiben (bei Instabilität)<br />

das System in Richtung eines Neuen (von mehreren möglichen), diesen Fluktuationen gegenüber stabilen, Ordnungszustands ( Zustandsfolge).<br />

Jedoch ist auch dieser nicht aus sich heraus stabil. Hier wurden nur Fluktuationen um X und Y betrachtet, also Schwankungen<br />

um die Durchschnittskonzentration X und Y. Es kann auch zu Fluktuationen in den Mechanismen kommen, die zu einer Modifikation des kinetischen<br />

Verhaltens (Reaktions-, Diffusionsraten) fuhren. Diese können intern durch positive Rückkopplung herausgebildet werden oder das<br />

System von außen treffen, z. B. durch Beifügen eines neuen Reaktionsteilnehmers. Dies entspricht dann einer qualitativen Änderung in der dynamischen<br />

Existenz des Systems; Vgl.Jantsch (1979, S.77ff)<br />

71<br />

According to the theory of self-organisation, most real-life open Systems fluctuate around their steady-states, because of the non average or<br />

random behaviour of some of their microscopic elements, or because they exist in nonhomogenous environments"; Radzicki (1990, S.82)<br />

72<br />

Zitiert in Grübler (1991, S.1)<br />

73<br />

Oder wie Hayek es ausdrückte:" the problems which they (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) try to answer arise in so far as the conscious<br />

action of many men produce undesigned results, in so far as regularities are observed which are not the result of anybody's design. If social<br />

phenomena showed no order except in so far as they were consciously designed, there would be no room for theoretical sciences of society...It<br />

is only in so far as some sort of order arises as a result of individual action but without being designed by any individual that a problem is<br />

raised which demands theoretical explanation"; Hayek (1942, S.288)<br />

74<br />

Es ist die unsichtbare Hand, durch die' man is led to promote an end which was no part of his intention'; Smith zitiert in Hayek (1967b, S.99).<br />

Oder wie Witt es praktischer formulierte, ist ein " core problem in economics, the question of how, and to what extent, individual economic interactions<br />

in the markets are self-coordinating or -to use the classical metaphor- are guided by an 'invisible hand'. This old economic problem<br />

can ...be seen as an example of'self-organisation'" ;Witt ( 1985, S.570);Siehe auch Silverberg (1988, S.532):"Thus the theory of selforganisation<br />

also addresses the fundamental question raised by Adam Smith in economics: how do coherent market Solutions emerge from the<br />

uncoordinated pursuit of self-interest of individual agents?"<br />

75<br />

Vgl. Hayek(1967a,1967b, 1972)<br />

76<br />

Vgl. Sudgen (1989<br />

77<br />

Vgl. Schelling (1978)<br />

78<br />

"Eine ernsthafte Systemtheorie muss erklären können, wie ein System, das aus bestimmten Komponenten und aus bestimmten Eigenschaften<br />

aufgebaut ist, als System Eigenschaften entwickeln kann, die sich von den Eigenschaften der Komponenten zum Teil grundsätzlich unterschei-<br />

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