Selbstorganisation M11b.pdf
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platze und -regeln) hochorganisierten Märkten ausgingen, in denen Gleichgewichtspreise instantan<br />
erreicht wurden und leicht beobachtbar waren. Die institutionelle Umgebung der ökonomischen<br />
Tauschaktivitäten hat sich seitdem aber grundlegend geändert und dezentralisierte,<br />
hochgradig differenzierte Märkte prägen die Ökonomie 209 . Diese Entwicklung induzierte<br />
eine zunehmende Abwesenheit von zentralisierter Information, womit Informationsdefizite auf<br />
beiden Seiten des Marktes zu elementaren Fakten wurden<br />
Hieran und an die obige Vorstellung von verschiedenen Preis-Qualitäts-Kombinationen im<br />
Markt anknüpfend entwarf Witt(1985) ein abstraktes Modell, welches einen fortlaufenden Koordinationsprozess<br />
beschreibt, der durch die individuellen Anstrengungen, bessere Tauschverhältnisse<br />
zu finden, selbstorganisierend erzeugt wird, ohne dass unter Umständen ein Zustand<br />
der perfekten Koordination jemals erreicht wird 210 :<br />
S(upply)-Agenten und D(emand)-Agenten tauschen Güter, wobei jede Tauschhandlung durch<br />
Preis, Qualität und Quantität des getauschten Gutes gekennzeichnet ist und somit als Punkt<br />
in einem dreidimensionalen pqq-Raum beschrieben werden kann. Wenn man nun die Zeit als<br />
zusätzliche Dimension t einführt kann unter der Annahme, dass im beobachteten Zeitraum<br />
keine neuen qualitativ unterschiedlichen Güter auftreten, die Sequenz der Tauschhandlungen<br />
jedes individuellen Agenten als Trajektorie im pqq-t-Raum repräsentiert werden. Da keine<br />
generellen a-priori Tendenzen wie Konvergenz auf einen optimalen Gleichgewichtszustand<br />
angenommen werden, sondern vielmehr simultanes Lernen, Informationssammeln, Experimente,<br />
Verhandlungen u.a. komplexe Einflüsse auf die Zeitpfade haben, scheinen die verschiedenen<br />
Trajektorien, obwohl subjektiv begründet, für einen außen stehenden Betrachter<br />
mehr oder weniger erratischen Bewegungen zu ähneln.<br />
Gemäß der Idee der <strong>Selbstorganisation</strong> jedoch legen sich die Agenten unbeabsichtigt gegenseitig<br />
Zwänge und Sanktionen auf, die sich darin äußern, dass die D-Agenten zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt t' nicht alle Angebote akzeptieren, von denen sie wissen, sondern nur die,<br />
die sie bezüglich der vorhandenen, unter allen D-Agenten heterogen verteilten Information als<br />
zufrieden stellend bzw. als nutzenmaximierend empfinden 211 ; somit gibt es bei völlig elastischem<br />
Angebot eine Obergrenze für den Preis, den ein S-Agent für eine gegebene Qualität<br />
eines Gutes verlangen kann. Ebenso gibt es aber auch eine Untergrenze für den Preis bezüglich<br />
einer gegebenen Qualität, die kein S-Agent unterschreiten kann, da dann die Kosten nicht<br />
mehr gedeckt würden 212 .<br />
209 21 "Vgl. Witt (1985, S.575ff). "Thus the heuristic basis of the neoclassical to the coordination problem has lost relevance simply through the<br />
changes, that have occurred in the natural market. It's dominant concern, the demonstration of perfect coordination in equilibrium-the fruit of<br />
several fictious assumptions- is except in a partial sense in organized markets, itself a fiction and, apparently, it is not possible to restate it<br />
more realistically " Ebenda (S.576)<br />
210 Wie Witt (1985, S.576f) anmerkte: "...a problem shift must be made...towards not only a dynamic instead of static analysis but also towards a<br />
theory of ongoing change instead of convergence to equilibrium. A way must be found to characterize less than perfect coordination and to<br />
show how it is sustained to varying degree by the self-organisation taking place in markets."<br />
211 "..acceptance as well as quantity demanded will systematically vary with price and quality observed in the sense of some probalistic version of<br />
the law of demand....this simple property is already sufficient to impose coordinating constraints on the efforts of the s-agents."(\Vitt,1985,<br />
S.578)<br />
212 213 Diese kann für jeden S-Agenten unterschiedlich sein, da es verschiedene Produktions-, Verkaufs- und Organisationsmethoden gibt.<br />
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