Selbstorganisation M11b.pdf
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Erkenntnis ,und damit auch Vorhersagen, ermöglicht. "Wenn alles lediglich fließt, was<br />
bleibt dann noch an Erkenntnismöglichkeiten für die Wissenschaft?" 360<br />
7. Schlussbemerkung<br />
Interdependenzen im sozialen und in zunehmendem Maße auch im ökonomischen Handeln<br />
sind fundamentaler Fakt in sozioökonomischen Systemen. Die Erkenntnis Aristoteles:<br />
"Der Mensch ist ein soziales Wesen" erfährt im Lichte des Paradigmas der <strong>Selbstorganisation</strong><br />
eine neue Bedeutung. Durch eine Analogie zu den Naturwissenschaften - ob<br />
berechtigt oder unberechtigt sei dahingestellt- ist es möglich, eine Vielzahl von sozioökonomischen<br />
Phänomenen einheitlich zu formalisieren. Die Betrachtungsweise ist bei weitem<br />
komplexer als in traditionellen Theorien, da der Versuch gemacht wird, das Ganze<br />
nicht aus der Summe seiner Teile, sondern aus dem Interdependenzgeflecht heraus zu<br />
erklären, als welches das sozioökonomische System gesehen wird.<br />
Ob die Frage nach <strong>Selbstorganisation</strong> in sozioökonomischen Systemen mit einem "More<br />
Questions than Answers" 361 zu beantworten ist (wie Fritsch dies in der Überschrift eines<br />
Artikels tat 362 , sei dahingestellt. Diese Fragen werden sich aber weniger auf das ,von<br />
Keynes einleitend zu dieser Arbeit bezüglich der traditionellen Ökonomie formulierte, "lack<br />
of generality and clearness in the premises" beziehen, als vielmehr auf die Anwendbarkeit<br />
des Paradigmas und die Präzision der aus diesem geschlussfolgerten Aussagen. Somit<br />
laden sie auch bzw. wegen der bisherigen weitgehenden Negierung sozialer Tatbestände<br />
gerade- in der Ökonomie zu einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Paradigma der<br />
<strong>Selbstorganisation</strong> ein.<br />
Jede Theorie wird schlussendlich zum einen daran gemessen werden, wie geschlossen<br />
sich das auf ihr basierende Theoriengebäude repräsentiert; hierzu können, da sich die<br />
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Paradigma der <strong>Selbstorganisation</strong> in einem<br />
Anfangsstadium befindet, noch keine Aussagen getroffen werden. Zum anderen wird<br />
die zukünftige Einschätzung ihrer Aussagekraft vor allem daran festzumachen sein, wie<br />
gut in auf ihr basierende Modelle zukünftige Entwicklungen antizipieren können, sprich:<br />
wie gut die gemachten Prognosen sind.<br />
Der Theorie der <strong>Selbstorganisation</strong> kommt dabei zugute, dass sie den klassischen Theorien<br />
nicht konträr, sondern eher komplementär gegenübersteht: Lineare Beziehungen und<br />
perfekte Gleichgewichte sind sozusagen als Spezialfall in ihr enthalten, wobei letztere sogar<br />
noch in einen komplexeren Begründungszusammenhang eingebunden werden.<br />
Von nichtlinearen Beziehungen kann aber in den Sozialwissenschaften gar nicht, in den<br />
360 Schmidtchen (1990.S.92) ."Theorie der Evolution marktwirtschaftlicher Ordnung sollte als Theorie spontaner Ordnung, als Theorie der<br />
<strong>Selbstorganisation</strong> betrieben werden und nicht etwa nur als Theorie der Innovation. <strong>Selbstorganisation</strong> aber setzt die Idee eines Zustandes<br />
der Ordnung, eines Attraktors voraus. Ohne diese Idee kann man nur Wandel an sich analysieren, aber nicht die Frage, ob der Wandel<br />
eine Ordnung, eine Struktur, aufweist. Und nur insofern er diese Ordnung aufweist, lässt sich überhaupt wissenschaftlich etwas über<br />
ihn aussagen"; Schmidtchen (1990, S.108).<br />
361 Fritsch(1984, S.197)<br />
362 Fritsch(1984)<br />
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