Selbstorganisation M11b.pdf
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auch Witt' s Modell anschaulich machte, führt dies -ceteris paribus- im Zusammenhang mit<br />
diffundierender Information zu einem Zustand der Ordnung. Dieser wird in der Ökonomie<br />
in erster Linie über die Kompatibilität von einzelwirtschaftlichen Plänen definiert und kann<br />
zum Beispiel durch einen auf einem Markt herrschenden Gleichgewichtspreis reflektiert<br />
werden. Bei dem Konvergenzprozess kommt Kirzner's Arbitrageur eine besondere Bedeutung<br />
zu, da er Informationsdefizite ausgleicht.<br />
Der eigentliche evolutionäre Prozess findet aber nun dadurch statt, dass sich während des<br />
Anpassungsprozesses der Attraktor selber verändert. Ein kreativer Schumpeterscher Unternehmer<br />
tritt auf den Plan und erfindet z.B. ein neues Konsumgut 349 . Dadurch entsteht<br />
neue, vorher von Kirzner's Unternehmer nicht zu entdeckende, Information. Es bildet sich<br />
ein neuer Attraktor, und man muss nun einen Phasenübergang erklären. "Für die Bildung<br />
des neuen Attraktors wie für den Phasenübergang ist in erster Linie das Unternehmertum verantwortlich.<br />
Schumpeter-Innovation mag den neuen Attraktor begründen; Kirzner-Innovation ist<br />
notwendig, um den Phasenübergang zu vollziehen." 350 Dies ist in Abb.28 dargestellt:<br />
Handeln dar. Dem liegt die Idee zugrunde, dass jede Entscheidung die Aufstellung eines Entscheidungsmodells erfordert, in dem sich die<br />
Weltsicht des Entscheidungsträgers niederschlägt, und damit auch die von ihm selbst als relevante erachtete Menge an Handelsbeschränkungen;<br />
die Entscheidung reflektiert die Lösung dieses Modells. In der Ökonomie wird die individuelle Handlungssituation überwiegend<br />
als Maximierungsentscheidung unter Nebenbedingungen modelliert; Vgl. Schmidtchen (1991, S.81)<br />
349 Hier wird der kreative Schumpetersche Unternehmer als Entdecker' eines Potentials gesehen. Um mit der obigen Vorstellung des Schumpeterschen<br />
Unternehmers konsistent zu sein, kann man ihn als Entdecker und Umsetzer (Aktualisierer) eines gegebenen Informationspotentials<br />
sehen, also als ein Informationsbeschafffer höherer Art. Die weiteren Variationen des Potentials werden von einer Mischform der<br />
Unternehmervorstellung Schumpeters und Kirzners, dem Kirzner-Innovator' 'aktualisiert': "So wie der Schumpeter-Unternehmer auch ein<br />
Arbitrageur ist, so ist der Kirzner-Untemehmer ein Neuerer. Das Schließen von Koordinationslücken durch Arbitrage stellt ein Tüllen'<br />
von Nischen dar. Der Vorgang, der eine Nische füllt, fuhrt jedoch dazu, dass zahlreiche neu Nischen eröffnet werden. Man denke an die<br />
Einführung des Autos (Füllen einer Nische), die zu neuen Nischen führte in Form des Bedarfs an Tankstellen, Krankenhäusern, Gummiplantagen,<br />
Werkstatten usw."; Schmidtchen (1991 , S.106). Schmidtchen geht zwar etwas weit, indem er schon das Entdecken von Preisdifferenzen<br />
wegen der Ausschöpfung der Gewinnmöglichkeiten, die diese schaffen, als Innovation dem Kirzner-Untemehmer zuschreibt:<br />
"Wahrend das Entdecken einer Gewinnmöglichkeit der Erfindung (invention) Ähnlich ist, stellt die Ausnutzung derselben eine Innovation<br />
dar"; Schmidtchen (1990, S.107). Aber er antizipiert die meiner Meinung nach richtige Schlussfolgerung, dass nicht alle Variationen eines<br />
Potentials dem 'reinen' Schumpeterschen Unternehmer zugeschrieben werden kann, da die Erzeugung neuer Information ja ein fundamentales<br />
Charakteristika jeder Innovation ist ( siehe oben. ):"Wenn z.B. ein Kirzner-Unternehmer eine Preisdifferenz zwischen zwei<br />
Märkten entdeckt, dann besitzt er ein Wissen, das erstens außer ihm kein anderer besitzt und das zweitens 'neu' ist, das er also vorher<br />
nicht hatte"; Schmidtchen (1991, S.106f) Wahrscheinlich ist es gemäß der hier aufgezeigten Sichtweise am geeignetsten zwischen einem<br />
Schumpeter-Innovator [Aktualisierer eines 'entdeckten' Potentials(materiell)], einem Kirzner-Innovator [Aktualisierer der möglichen Variationen<br />
eines entdeckten Potentials(materiell)] und einem Kirzner-Unternehmer [Ökonomischer "Beschleuniger 1 des Informationsflusses<br />
Ober eine neue durch vorhergehendes geschaffene Handlungsmöglichkeit(ideell)] zu unterscheiden. Im folgenden wird von Schmidtchen<br />
nur zwischen einem Schumpeter-Innovator und einem Kirzner-Untemehmer unterschieden. Letzterer wird jedoch als Kirznerinnovator<br />
bezeichnet, wahrscheinlich um das gegenseitige Wechselspiel von neuer Handlungsmöglichkeit und so entstehender neuer Information<br />
herauszustreichen. Das für die 'Veränderung' eines Attraktors notwendige Wechselspiel von Anpassung (Kirzner) und Neuerung (Schumpeter)<br />
ist Kernstück der Betrachtung, wobei. -ceteris paribus-, Anfangs- wie Endzustand durch ein Gleichgewicht gekennzeichnet sind.<br />
Preise die erst als Entdeckungs- und dann als Koordinationsinstrument fungieren bilden in Schmidtchens Artikel das eigentliche Erkenntnisobjekt.<br />
350 Schmidtchen (1991, S.89)<br />
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