Selbstorganisation M11b.pdf
Selbstorganisation M11b.pdf
Selbstorganisation M11b.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
werden, trotzdem sollten in einem solchen zumindest die grundlegenden Mikro-Makro-<br />
Wechselwirkungen reflektiert werden: Es ist eher der Prozentsatz der relevanten Anderen,<br />
der die Schwellenwerte der Individuen beeinflusst, als die absolute Anzahl der Adopter<br />
bzw. deren Prozentsatz im Gesamtsystem 302 . Die Schwellenwertverteilung und die Verteilung<br />
der Ausgesetztseinsgrade wirken sich auf die kritische Masse aus 303 , wobei im Verlauf<br />
der Diffusion zwei Prozesse interagieren:<br />
Zum einen wird es im Laufe der Zeit, wenn mehr und mehr Individuen adoptieren, für alle<br />
Individuen wahrscheinlicher, dass die steigenden Ausgesetztseinsgrade ihre persönlichen<br />
Schwellenwerte übersteigen: Die Verteilung der Ausgesetztseinsgrade wird von einer<br />
rechtsschiefen zu einer linksschiefen Verteilung.<br />
Zum anderen werden durch die frühen Anwender Erfahrungen über die Innovation gesammelt,<br />
die - anderen vermittelt- im positiven Falle zu einem Senken der Schwellenwerte<br />
der Noch-Nicht-Anwender führen 304 ; wird eine kritische Masse erreicht, so führt auch dies<br />
zu einem Senken der Schwellenwerte und eine derart im Zusammenspiel mit steigenden<br />
Ausgesetztheitsgraden beschleunigte Adoptionsrate wird die Innovation so gut wie vollständig<br />
diffundieren lassen 305 .<br />
Der Schwellenwertverteilung und ihrer Entwicklung in der Zeit kommt eine entscheidende<br />
Bedeutung zu. So kann eine Schwellenwertverteilung:<br />
302<br />
Vgl. Valente(1991, S.56)<br />
303<br />
Vgl. Valente(1991, S.57)<br />
304<br />
Vgl Valente(1991, S.59)<br />
305<br />
"The interaction between a lowering of the threshold, and a rise in exposure levels increases the rate of adoption" ;Valente (1991, S.58);<br />
"As the diffusion process progresses, resistance to adoption decreases, and simultaneously exposure levels increase. The interaction results<br />
in individuals meeting their threshold of adoption, and adopting."; Valente,1991, S.62). Der Unterschied zwischen der hier aufgezeigten<br />
Betrachtungsweise und der Betrachtungsweise einer reinen Ansteckungslogik lässt sich anhand einer von Granovetter (1978a)<br />
diskutierten hypothetischen Situation von 100 Aufrührern deutlich machen. Bei normalverteilten Schwellenwerten - im Sinne von: Person<br />
1 hat Schwellenwert 1, Person 2 hat Schwellenwert 2 usw.- wird ein Aufruhr, wenn er erst einmal 'angestoßen' ist, in einem graduellen<br />
Prozess wachsen, bis schließlich alle sich an dem Aufruhr beteiligen. Im Schwellenwert/Kritische-Masse-Modell initiieren ein paar Menschen<br />
einen Aufruhr und erzeugen so für einige andere einen 'Ausgesetztheitsgrad' von 10,20, oder 30 Prozent. Die Menschen, bei denen<br />
die 'Ausgesetztseinsgrade' besonders hoch sind, werden sich an dem Aufruhr beteiligen. Hierdurch werden die 'Ausgesetztsheitsgrade'<br />
weiter steigen und mit diesem Anstieg werden einige potentielle Aufrührer ihre Schwellen senken, was wiederum die Diffusionsrate beschleunigt,<br />
usw. Die Situation wird dann gemäß der Interaktion von ansteigenden Ausgesetztheitsgraden und sinkenden Schwellen 'kritisch',<br />
und der Aufruhr wird nur noch schwierig oder gar nicht mehr zu stoppen sein.<br />
Seite 77