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Selbstorganisation M11b.pdf

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einen von mehreren möglichen neuen Gleichgewichtszuständen. Ein solches Gleichgewicht<br />

wird in der institutionellen Dynamik als totales Gleichgewicht im engeren Sinne verstanden<br />

und "in an institutional dynamics model can only occur, when all of its actual states<br />

equal their desired states, simultaneously: In such situations all goals are satisfied and<br />

there is, consequently, no motivation for change and no fluctuation" 339 .<br />

Gemäß einer solchen Auffassung von Evolution als einem fortwährenden Anpassungsprozess<br />

an durch fortwährende Innovationen geschaffene, vorher nicht vorhersehbare,<br />

Handlungsmöglichkeiten, der zu Umstrukturierungen und/oder zu komplexeren Strukturen<br />

340 führt, muss man bei der Modellierung sozioökonomischer Dynamik meiner Meinung<br />

nach aus der selbstorganisatorischen Sicht zwischen der Entfaltung, der Erhaltung und<br />

der Evolution eines Systems unterscheiden.<br />

Erstere beschreibt, wie sich ein System über eine gegebene Anzahl von Handlungszuständen<br />

selber organisiert. Die möglichen Handlungszustände und die Art der gegenseitigen<br />

Abhängigkeiten sind von dem Modellbauer unter Umständen in einem Modell antizipierbar.<br />

Von einem gegebenen Anfangszustand entfaltet sich das System in Abhängigkeit<br />

von den Randbedingungen (die die Umwelt des betrachteten Systems in Form exogener<br />

Beeinflussungsgrößen charakterisieren) und den das Interaktionsmuster beschreibenden<br />

Gleichungen, wobei die spezifische Dynamik durch die Wahl der Parameter bestimmt<br />

wird 341 . Meistens, wenn nicht gerade die Randbedingungen (die Umwelt) des Systems<br />

starken Schwankungen unterliegen, konvergiert die Systementwicklung auf einen Attraktor<br />

zu, der aber durchaus komplexer sein kann als ein einfacher Fixpunktattraktor; einen<br />

Extremfall stellt ein Strange Attraktor dar, durch den die Entstehung von deterministischem<br />

Chaos aufgezeigt werden kann. Der Attraktor beschreibt aufgrund der stochastischen<br />

Formulierung den Zustand bzw. die geschlossene Dynamik von Fließgleichgewichten<br />

und über diese die Selbstaufrechterhaltung eines stabilen Zustands des Systems.<br />

Zwar kann man durch die stochastische Formulierung Handlungsinstabilitäten, imperfekter<br />

Information und historischen Zufällen gerecht werden: Die Fluktuationen testen die<br />

Stabilität des Systemzustandes; als Abweichungen vom Durchschnittsverhalten sind sie<br />

ein treibender und korrigierender Faktor bei der Systementwicklung.<br />

Dieses Nichtdurchschnittsverhalten wird von einigen Autoren als kreatives Handeln inter-<br />

339 Radzicki( 1990, S.61)<br />

340 Dieser steigende Komplexitätsgrad während der Evolution des sozioökonomischen Systems führte Laszlo zu folgendem Schluss bezüglich<br />

der Autopoiesis des sozioökonomischen Systems: "Trotz der supraindividuellen Organisationsebene der Gesellschaft, ist ihre strukturelle<br />

Komplexität wesentlich geringer als die ihrer einzelnen menschlichen Mitglieder. Allein das menschliche Gehirn ist um mehrere Größenordnungen<br />

komplexer als alle Gesellschaften der heutigen Welt zusammengenommen. Die relative Einfachheit soziokultureller Systeme<br />

steht im Einklang mit allgemeinen evolutionären Trends . Systeme auf einer höheren Organisationsebene sind anfangs immer einfacher<br />

als die Systeme, aus denen sie bestehen; ein neues Organisationssystem bewirkt anfangs eine Simplifizierung der Systemstruktur, eröffnet<br />

aber gleichzeitig enorme Möglichkeiten für eine spätere Steigerung des Komplexitätsgrades"; Laszlo (1987, S.114f). "Die diskontinuierliche,<br />

nicht-lineare Weise der historischen Entwicklung erscheint im Licht des heutigen Wissens über die Evolution gleichgewichtsferner<br />

Systeme folgerichtig und erwartungsgemäß....Gesellschaften sind autopoietische Systeme, die sich im Durchströmen von Menschen, Ressourcen<br />

und Infrastrukturen sowie einem Energiefluss mittels autokatalytischer und wechselseitiger katalytischer Reaktionen erhalten. Allerdings<br />

sind Gesellschaften nicht autopoietische Strukturen; sie sind gleichzeitig multistabile, veränderungs- und transformationsfähige<br />

Systeme...Es kann zu plötzlichen Veränderungen in der Autopoiesis der Gesellschaft kommen"; Laszlo(1987, S.128f).<br />

341 Anschaulich kann man sagen, dass durch die Spezifizierung der Gleichungen die 'Art' und durch die zusätzliche numerische Spezifizierung<br />

der Parameter die Weise' der Systemdynamik beschrieben wird.<br />

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