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Selbstorganisation M11b.pdf

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Abstrakt ausgedrückt evolviert ein sozioökonomisches System "indem es sich selbst reproduziert<br />

und seine Elemente variiert" 320 . Praktisch ausgedrückt sind im sozioökonomischen<br />

System immer sowohl Interaktionen mit negativem Feedback, d.h. Interaktionen,<br />

die sich auf ein Gleichgewicht zu bewegen, als auch Interaktionen mit positiven Feedback,<br />

d.h. Interaktionen, die sich wechselseitig verstärken und ein Gleichgewicht aufbrechen,<br />

gegenwärtig. Letztere können zu Phasenübergängen und damit zu Herausbildung<br />

neuer bzw. anderer Strukturen führen. Für die Beschreibung sozioökonomischer Evolution<br />

scheinen die Interaktionen bei negativen und positiven Feedbacks sowie Größen unterschiedlicher<br />

Anpassungsgeschwindigkeit entscheidend zu sein, womit sich Evolution als<br />

Anpassungsprozess verstehen lässt, bei dem sich sehr schnelle Variablen an die schnellen<br />

Variablen anpassen, diese an die langsameren, usw." 321<br />

Diese selbstorganisatorische Sicht der Dinge wirft die Frage auf, warum dieser Anpassungsprozess<br />

ständig abzulaufen scheint, aber trotz der fortwährenden Anpassung immer<br />

Ungleichgewichte im System präsent sind, ohne dass jemals ein globales Gleichgewicht<br />

bzw. ein globaler Attraktor erreicht wird. Dies ist um so verwunderlicher, da ja auch komplexere<br />

Attraktoren als der einfache traditionelle Fall eines Fixpunktattraktors mit in die<br />

Betrachtung einbezogen werden, die obendrein noch als Fließgleichgewichte charakterisiert<br />

werden können.<br />

Natürlich verändert sich die Umgebung der Subsysteme während des Anpassungsprozesses<br />

- anders als bei der biologischen Evolution, bei der die Anpassung an eine gegebene<br />

Umwelt geschieht- wodurch das sich entwickelnde System durch die Präferenzkräfte<br />

möglicherweise dieser gegenüber immer weniger effizient angepasst ist. Dann ziehen Präferenzkräfte<br />

und Konformitätskräfte in eine andere Richtung, das Systemverhalten wird fragil,<br />

und durch exogen oder endogen verursachte Störungen kann es zu Katastrophen kommen.<br />

Trotzdem müsste sich, nachdem das System über solche Fluktuationen seine Stabilität<br />

in einem gewissen Sinne getestet, bzw. über durch diese ausgelöste Umorganisationsprozesse<br />

seine Stabilität erreicht hat, eine makroskopische Ordnung einstellen, die<br />

durch Gleichgewichte oder Fließgleichgewichte gekennzeichnet ist, deren Zustand oder<br />

Entwicklung in der Zeit eine geschlossene Darstellung ermöglichen 322 .<br />

Der Zustand eines totalen Gleichgewichtes stellt hierbei den Referenzzustand dar, der<br />

320 Weise(1990, S.51)<br />

321 Ebenda (S.51ff); die Time-Lags' zwischen den Ebenen werden am Beispiel der Natur besonders deutlich. Erst heute antwortet das ökologische<br />

System auf die Neuerungen der letzten Jahrzehnte im Wirtschaftssystem, nämlich mit Ozonlöchern, Waldsterben usw. und initiiert so<br />

einen neuen Anpassungsprozess, der auch den Charakter der Innovationen und somit die Richtung' der zukünftigen Evolution bestimmt.<br />

322 Das dies auch aus ökonomischer Sichtweise eine Fiktion ist vermerkte auch Day (1987, S.46f):"Unfortunately, simple dynamic behaviour<br />

is not exhibited by typical economics of record. Instead they exhibit complex dynamics: irregular fluctuations; overlapping waves of development<br />

and structural change; and institutional change and evolution. If there where a tendency for economics to converge to simple<br />

dynamic paths within a fixed institutional framework, none of this would be important, because the departure from balanced growth or<br />

cycles would eventually abate. Theories of the steady State and of cycles would approximate with ever greater accuracy the path of actual<br />

events, and society would settle down once and for all to a fixed organizational structure. But this too is not the case. If anything, the pace<br />

of change has accelerated with the advance of human progress; the duration of growth and decay periods have shortened correspondingly.<br />

Fluctuations have dampened for a time, only to erupt again in even wider Swings; in spite of the remarkable growth in Statistical<br />

methods of estimation, progress in forecasting is negligible at best. Economic change is as erratic, or even more so, than ever." In seinem<br />

Artikel führt er eine Reihe von Argumenten auf, die stark mit der Synergetik zusammenhängen: Die Ökonomie ist für ihn ein komplexes<br />

Anpassungssystem, wobei Gehorsam, Imitation, die Bildung von Gewohnheiten und Experimentation die Basis für diesen Anpassungsprozess<br />

bilden.<br />

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