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Selbstorganisation M11b.pdf

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wechselseitigen Abhängigkeiten und der Randbedingungen durch die Entstehung neuer möglicher<br />

Handlungszustände ist mit Modellen wie sie in dieser Arbeit aufgezeigt wurden höchstens<br />

ex-post darzustellen 353 . Ex-ante wird durch die "Zwillingsidee von Arbitrage und Neuerung"<br />

das Problem einer Theorie gestellt, die man als Theorie super-spontaner Ordnungen bezeichnen<br />

kann 354 , und deren Gegenstand der "nie endende Prozess des Wandels der ökonomischen Morphologie<br />

oder die morphologische Instabilität ökonomischer Systeme ist 355 . Unterliegt der Wandel in der<br />

Zeit, der Wandel der Attraktoren wie der Anpassungspfade - also der Wandel der sozioökonomischen<br />

Morphologie- einer Ordnung, folgt er einem Muster 356 ?<br />

Nach Schmidtchens Ansicht sollte man drei Abteilungen in das Erkenntnisprogramm einer<br />

Theorie der spontanen Ordnung aufnehmen:<br />

Abt.1: Zustand der Ordnung (Attraktor)<br />

Abt.2: Anpassungspfade an den Zustand der Ordnung 357<br />

Abt.3: Anpassungspfade an den Zustand der Ordnung bei "gleichzeitiger" Veränderung<br />

desselben 358 .<br />

Die letzte Abteilung stellt eine Evolutionstheorie im engeren Sinne dar, welcher aber ohne<br />

die beiden ersten - die Thema dieser Arbeit waren- ein erkenntnistheoretisches Fundament<br />

fehlen würde. "Evolutionstheorie kann nicht nur als Theorie der Innovation begriffen<br />

werden" 359 . Man muss sich vielmehr fragen, ob Neuerungsverhalten zu einem neuen<br />

Attraktor führt, was gleichbedeutend mit der Frage ist, ob unter den neuen Anfangs- und<br />

Randbedingungen ein Zustand der Ordnung -ein Gleichgewicht- existiert, womit man wiederum<br />

bei der Frage ist, ob es nicht allein die Existenz von Attraktoren ist, die in einen<br />

Prozess ewigen Wandels systematische Züge bringt und insofern erst wissenschaftliche<br />

Ebenso könnten durch Veränderungen der Struktur des Informationsflusses die Art der internen und externen wechselseitigen Abhängigkeiten<br />

eine Veränderung erfahren.<br />

353<br />

Angesichts der hier aufgezeigten Schwierigkeiten bei der Modellbildung: Wie und wo trennt man das System von der Umwelt?'; Wie und<br />

welche Subpopulationen definiert man?'; Wie spezifiziert man die Interaktionsmechanismen?'; usw. , sind die Ergebnisse der in dieser<br />

Arbeit aufgezeigten Modelle umso erstaunlicher. Durch gegenüber der realen Komplexität der ablaufenden Prozesse mehr als stark vereinfachte<br />

Modelle konnten auf verschiedenen Abstraktionsebenen empirisch beobachtete selbstorganisierende Strukturbildungen und/oder<br />

-veränderungen simuliert werden. Insbesondere ex-post können (siehe z.B. die 'Schumpeter-Clock' oder die Migrationsmodelle') durch<br />

ziemlich grobe 'Feinabstimmungen' real beobachtete Vorgänge mit überraschender Präzision dargestellt werden. Das die simulierte Eigendynamik<br />

trotz aller Unwägbarkeiten der Beobachteten in etwa entspricht weist daraufhin, wie stark der formalisierte Mechanismus<br />

reale Gesetzmäßigkeiten widerspiegelt; das so viele verschiedene Phänomen einheitlich dargestellt werden können, weist daraufhin, wie<br />

allgemeingültig er ist<br />

354<br />

Vgl. Schmidtchen (1990, S.88ff)<br />

355<br />

Schmidtchen (1990, S.90)<br />

356<br />

Hier nun lässt sich bezüglich der Evolution vermerken: "Genauer gesagt geht es nicht um die Analyse der Evolution eines Systems, sondern<br />

um die Untersuchung einer 'succession of Systems with evolving structures'"; Schmidtchen (1990, S.90).<br />

357<br />

Diese waren vor allem Thema dieser Arbeit. In der Ökonomie fand die Untersuchung derselben z.B. in der Marktprozesstheorie Ausdruck:<br />

Beispielhaft hierzu Witt (1980).<br />

358<br />

So einleuchtend dies zu sein scheint, so hat es doch schwerwiegende Implikationen: Entweder ist die 'gleichzeitige' Veränderung durch<br />

eine Veränderung der Umwelt eines betrachteten Systems verursacht. Dann müsste eine 'Meta-Theorie' die Veränderung der gesamten<br />

komplexen Umwelt eines Systems erklären, also die Veränderung der verschiedenen Ordner auf den verschiedenen Zeitebenen antizipieren;<br />

oder die 'gleichzeitige' Veränderung wird - wie in der 'Schumpeter-Clock'- endogenisiert. Dann aber wäre die Dynamik des betrachteten<br />

Systems in einem starken Maße selbstreferentiell, was angesichts der Tatsache, dass jedes Mitglied', z.B. eines Marktes, zugleich<br />

Mitglied' anderer Märkte ist, sprich: dass jeder Markt in starkem Maße vom Vorhandensein, Entstehen und Verschwinden der anderen<br />

Märkte abhängt, nicht anzunehmen ist. Zwar wird jede Konvergenz auf einen Gleichgewichtszustand in einem Markt durch die so entstehenden<br />

Zwänge (siehe Witt's Modell) zu Prozessinnovationen und somit zu einer Attraktoränderung fuhren, aber viel wahrscheinlicher<br />

wird die Attraktoränderung vor allem durch Produktinnovationen hervorgerufen werden und solche können in einer isolierten Betrachtung<br />

nicht antizipiert werden. Vielleicht ist eine solche Endogenisierung ja auf aggregierteren Ebenen des Gesamtsystems möglich, wie<br />

z.B. dem Investitionsverhalten. Dies wird von der 'Schumpeter-Clock' angedeutet.<br />

359<br />

Vgl. Schmidtchen (1990.S.91)<br />

Seite 92

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