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Selbstorganisation M11b.pdf

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Gleichgewicht zu bewirken (alle Betamax) 251 .<br />

Abb. 22: Lock-In dargestellt anhand einer Potentialfunktion 252<br />

Abb. 23: Lock-In dargestellt anhand einer Potentialfunktion 253<br />

251 Arthur (1988a, S.13)<br />

252 Mensch (1980 und in einer Reformulierung 1985) zeigte anhand eines der Katastrophentheorie (zur mathematischen Formalisierung der Katastrophentheorie,<br />

insbesondere zur cusp-catastrophe siehe Zhang, (1991, S.39ff))entlehnten Modells, wie ein Lock-In auch auf der aggregierten<br />

Ebene der Beschäftigung und der allgemeinen Wirtschaftsaktivität entstehen kann, wobei er sich auf empirische Daten stützte. Es wurde<br />

von der Beobachtung inspiriert, dass die Beziehung zwischen Investition, Beschäftigung und Nationalprodukt in den frühen 70er Jahren aufgebrochen<br />

schien. Dem Fakt, dass dies etwas mit der Komposition der Investitionen zu tun hatte und nicht nur etwas mit ihrer absoluten Höhe,<br />

trug Mensch als einer der ersten in einem Modell Rechnung. Rationalisierende Investitionen haben eine andere Wirkung auf die Beschäftigung<br />

als rein expandierende Investitionen (rationalisierende Investitionen können hier mit Prozessinnovationen, expandierende Investitionen mit<br />

Produktinnovationen in Verbindung gebracht werden) . Mensch's Hypothese war, dass die Wirtschaft für bestimmte Kombinationen von rationalisierenden<br />

und expandierenden Investitionen durch zwei mögliche Gleichgewichte charakterisiert würde, wobei das eine Unterbeschäftigung,<br />

das andere Vollbeschäftigung repräsentiert. Wenn man in der Abbildung die Zustandsvariable als Wirtschaftsaktivität X bezeichnet, so<br />

charakterisiert das linke Minimum Unterbeschäftigung, das rechte Vollbeschäftigung. Der Lock-In kann hierbei folgendermaßen entstehen:<br />

Wenn Unternehmen rationalisieren, kann dies verschiedene Auswirkungen haben. Dann kann von den Firmen auch dann noch Gewinn erzielt<br />

werden, wenn die Produktion der Waren verringert wird. Oder aber die Rationalisierung wird so gestaltet, dass die Waren billiger werden imd<br />

eine erhöhte Produktion vom Markt aufgenommen wird. Es sind zwei stabile Zustände möglich, die vom rein einzelwirtschaftlichen Kalkül her<br />

völlig gleichberechtigt sind. Im ersten Fall kommt nun noch dazu, dass durch die verringerte Produktion auch die Menge von Investitionskapital,<br />

welches für die Verwirklichung von Innovationen zur Verfügung steht, verringert wird, der Prozess 'lock't sich in einem Unterbeschäftigungsgleichgewicht<br />

ein. Um die Rationalisierung in Hinblick auf eine größere Produktion und damit Vollbeschäftigung zu nutzen, müssten<br />

zugleich auch Investitionen vorgenommen werden, die zu einer erhöhten Produktion führen (Die erhöhte Produktion wird aber nur dann vom<br />

Markt aufgenommen, wenn sich damit Innovationen, die auf neuartige Produkte gerichtet sind, verbinden). Eine wichtige Implikation des Modells<br />

ist es, dass in der Wirtschaft, wenn sie erstmal von einem Hoch-Aktivitätspfad auf einen Niedrigen-Aktivitätspfad gesprungen ist, die expandierenden<br />

Investitionen auf eine viel höhere Ebene angehoben werden müssen, um das System zu einer 'spontanen' Rückkehr auf den Hoch-<br />

Aktivitätspfad zu bewegen, als dies vor dem Lock-In' bzw. bei einer Beibehaltung des Hoch-Aktivitätspfads der Fall ist. Hierin liegt vielleicht<br />

eine Erklärung dafür, dass Arbeitsbeschaffungsprogramme oftmals nur temporäre Verbesserungen der Arbeitsmarktsituation zur Folge haben,<br />

wenn sie nicht über einen bestimmten 'Schwellenwert' ausgedehnt werden. Ein anderes Beispiel für einen wohlfahrtstheoretisch suboptimalen<br />

Lock-In - welches in vager Analogie aufzuführen ist- beschreibt Allen (1988, S.110f) anhand seiner Simulation der kanadischen Fischindustrie:<br />

Während normalerweise seine Simulation durch die dynamische Interaktion von Fischbeständen, Fischflotten, Fischindustrie, Beschädigung<br />

und Nachfrage ein beständiges auf und ab beschreibt, das vor allem durch Fluktuationen der jährlichen Fangmengen (die wiederum durch<br />

Fluktuationen der Fischbestände entstehen), die vom System zu "long-term cycles of'boom' and ‚bust’ "(Allen (1988, S.l 11)) vergrößert werden,<br />

bestimmt wird, kann es zu einem plötzlichen 'crash' kommen: Wenn die Nachfrageelastizität ausreichend gering ist, kann ein plötzliches<br />

temporäres Abfallen der Fischbestände dazu führen, dass die Preise dramatisch steigen und es so den Fischern erlauben von den geringen<br />

Fangmengen zu leben. Deswegen werden sie ihr Fangverhalten beibehalten, der Fisch wird zum Luxusgut und auch die Fischindustrie wird ihr<br />

Auskommen haben. Als allgemeines Nahrungsmittel wird der Fisch jedoch von der Speisekarte verschwinden. Obwohl rein hypothetisch ist<br />

auch dies ein Beispiel für einen Lock-In'.<br />

253 Mensch (1980 und in einer Reformulierung 1985) zeigte anhand eines der Katastrophentheorie (zur mathematischen Formalisierung der Katastrophentheorie,<br />

insbesondere zur cusp-catastrophe siehe Zhang, (1991, S.39ff))entlehnten Modells, wie ein Lock-In auch auf der aggregierten<br />

Ebene der Beschäftigung und der allgemeinen Wirtschaftsaktivität entstehen kann, wobei er sich auf empirische Daten stützte. Es wurde<br />

von der Beobachtung inspiriert, dass die Beziehung zwischen Investition, Beschäftigung und Nationalprodukt in den frühen 70er Jahren aufgebrochen<br />

schien. Dem Fakt, dass dies etwas mit der Komposition der Investitionen zu tun hatte und nicht nur etwas mit ihrer absoluten Höhe,<br />

trug Mensch als einer der ersten in einem Modell Rechnung. Rationalisierende Investitionen haben eine andere Wirkung auf die Beschäftigung<br />

als rein expandierende Investitionen (rationalisierende Investitionen können hier mit Prozessinnovationen, expandierende Investitionen mit<br />

Produktinnovationen in Verbindung gebracht werden) . Mensch's Hypothese war, dass die Wirtschaft für bestimmte Kombinationen von rationalisierenden<br />

und expandierenden Investitionen durch zwei mögliche Gleichgewichte charakterisiert würde, wobei das eine Unterbeschäftigung,<br />

das andere Vollbeschäftigung repräsentiert. Wenn man in der Abbildung die Zustandsvariable als Wirtschaftsaktivität X bezeichnet, so<br />

charakterisiert das linke Minimum Unterbeschäftigung, das rechte Vollbeschäftigung. Der Lock-In kann hierbei folgendermaßen entstehen:<br />

Wenn Unternehmen rationalisieren, kann dies verschiedene Auswirkungen haben. Dann kann von den Firmen auch dann noch Gewinn erzielt<br />

werden, wenn die Produktion der Waren verringert wird. Oder aber die Rationalisierung wird so gestaltet, dass die Waren billiger werden imd<br />

eine erhöhte Produktion vom Markt aufgenommen wird. Es sind zwei stabile Zustände möglich, die vom rein einzelwirtschaftlichen Kalkül her<br />

völlig gleichberechtigt sind. Im ersten Fall kommt nun noch dazu, dass durch die verringerte Produktion auch die Menge von Investitionskapital,<br />

welches für die Verwirklichung von Innovationen zur Verfügung steht, verringert wird, der Prozess 'lock't sich in einem Unterbeschäftigungsgleichgewicht<br />

ein. Um die Rationalisierung in Hinblick auf eine größere Produktion und damit Vollbeschäftigung zu nutzen, müssten<br />

zugleich auch Investitionen vorgenommen werden, die zu einer erhöhten Produktion führen (Die erhöhte Produktion wird aber nur dann vom<br />

Markt aufgenommen, wenn sich damit Innovationen, die auf neuartige Produkte gerichtet sind, verbinden). Eine wichtige Implikation des Modells<br />

ist es, dass in der Wirtschaft, wenn sie erstmal von einem Hoch-Aktivitätspfad auf einen Niedrigen-Aktivitätspfad gesprungen ist, die expandierenden<br />

Investitionen auf eine viel höhere Ebene angehoben werden müssen, um das System zu einer 'spontanen' Rückkehr auf den Hoch-<br />

Aktivitätspfad zu bewegen, als dies vor dem Lock-In' bzw. bei einer Beibehaltung des Hoch-Aktivitätspfads der Fall ist. Hierin liegt vielleicht<br />

eine Erklärung dafür, dass Arbeitsbeschaffungsprogramme oftmals nur temporäre Verbesserungen der Arbeitsmarktsituation zur Folge haben,<br />

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