In Book About Us: Erlebnisreisen auf Nord - und Ostsee s.144-151
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Schwergutfrachtern, hat den Job des Zweiten übernommen. Alle drei sind nach ihrer<br />
jahrelangen Seefahrtskarriere in die Lüfte gegangen: als Lufthansa-Navigatoren, später<br />
wieder am Boden als Flugdienstberater in Frankfurt. »Mit der Lufthansa durch die <strong>Ostsee</strong><br />
segeln!«, könnte denn auch das Motto unserer Reise lauten. Dritter im B<strong>und</strong>e ist Peter Zylmann,<br />
Ex-Frachterkapitän <strong>und</strong> passionierter Segler, vermittelte dann Frachtschiffsreisen<br />
vom ostseenahen Fischerdorf Maasholm an der Schlei aus. »Chief« ist Reinhard Galbas,<br />
<strong>In</strong>genieur bei einem Erdgasversorgungsunternehmen in Ulm, der zusammen mit Klaus<br />
Köster, Techniker in Kiel, die Maschinen betreut. Schließlich braucht ein Segler heute Strom<br />
<strong>und</strong> einen »Flautenschieber«. Der Schwabe Karl-Heinz Stein hat von Busfahrer <strong>auf</strong> Koch,<br />
sein Hobby, umgesattelt. Auch sie Ex-Seeleute, die jetzt einen Teil ihres Urlaubs »opfern«,<br />
um zusammen mit Jugendlichen zu segeln. Auf dem Scandlines-Fährschiff Deutschland<br />
Frühstück mit erstem <strong>Ostsee</strong>-Kontakt. <strong>In</strong> Köge wird nach Mastspitzen Ausschau gehalten.<br />
»Da liegt sie!«, entfährt es einigen synchron, als »unser« Schiff endlich in Sicht kommt.<br />
»Ist das ein schöner Segler!« Spontane Zuneigung oder Liebe <strong>auf</strong> den ersten Blick. Die<br />
Pier ist vollgestellt mit dem Gepäck unserer Vorgänger. Ein paar Worte werden noch<br />
gewechselt: »Wie war’s denn?«, »Habt ihr gutes Segelwetter gehabt?« Horrorvisionen<br />
von Sturmböen oder über Bord gegangenen Leuten werden nicht bestätigt. Die Wetterkarte<br />
zeigt, auch am stahlblauen Himmel abzulesen, ein stabiles südskandinavisches<br />
Hoch. Hochstimmung macht sich breit, als die Jungeuropäer aus sieben Nationen »ihre«<br />
Albatros in Besitz nehmen.<br />
Am Besanmast wird – erste Amtshandlung – die Compagnie-Flagge gesetzt. Auf weißem<br />
Gr<strong>und</strong> befindet sich der Schriftzug »Europäische Schule« mit den bunten Miniflaggen<br />
der zwölf EU-Länder.<br />
Da stehen die Jungsegler nun ratlos vor dem Mastenwald mit seinen 50 verschiedenen<br />
Tampen des l<strong>auf</strong>enden Guts zum Segelsetzen <strong>und</strong> -bergen. »Ob wir die vielen Taue in<br />
einer Woche alle lernen <strong>und</strong> bedienen können?« Anke <strong>und</strong> Anne sind, trotz häuslichen<br />
Studiums der fast fünfzigseitigen Segelanweisungen, zumindest skeptisch. Die kanadische<br />
Austauschschülerin Marie-Christine beschleichen sogar »flaue Gefühle in der Magengegend«,<br />
wie sie freimütig bekennt, angesichts des umfangreichen »Lernstoffs«.<br />
Vertrauen haben sie hingegen in unsere Schiffsführer <strong>und</strong> den robusten ehemaligen<br />
Islandfahrer <strong>und</strong> Steinfischer mit dem schwarzen Holzrumpf, der 1979 zum Segler umgebaut<br />
wurde. Sie tasten sich alle noch etwas unsicher über das Hauptdeck der fast 30<br />
Meter langen Albatros, messen knapp sieben Meter Breite <strong>und</strong> legen den Kopf in den<br />
Nacken vor den 28 Meter hohen Masten. Sie klettern die engen Niedergänge ins Mannschaftslogis<br />
hinunter, das bis 3,40 Meter unter die Wasserlinie reicht, <strong>und</strong> nehmen ihre<br />
Kojen- <strong>und</strong> Schrankplätze in Beschlag.<br />
Anschließend tönt es: »Besatzung in die Messe!« Dieter, der Kapitän, heißt uns an Bord<br />
herzlich willkommen, stellt die Stammbesatzung vor, erläutert unsere Pflichten <strong>und</strong><br />
den Wachplan nach englischem System: von 18:00–24:00, 00:00–04:00, 04:00–08:00,<br />
08:00–12:00, 12:00–18:00 Uhr. Die Steuerbord- <strong>und</strong> Backbordwache – je sieben Schüler/innen<br />
<strong>und</strong> ihre beiden Steuerleute – sitzen auch in der urig-gemütlichen Messe beim Essen<br />
zusammen. Den Wachtörn selbst können sie sich nach halb- oder zweistündigem Ablöserhythmus<br />
einteilen: Ruder-, Ausguck-, Segel-, Freiwache nach altem Seemannsbrauch.<br />
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