In Book About Us: Erlebnisreisen auf Nord - und Ostsee s.144-151
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Gegenüber liegt der Eisbrecherveteran Sampo, die wichtigste Touristenattraktion von<br />
Kemi.<br />
»Ein gutes Geschäft«, weiß Motormann Martin Jarlehag, »denn die Besucher sind wie<br />
wild dar<strong>auf</strong>.« Den Sommer über arbeitet er <strong>auf</strong> einem Museums-Dampfer in Stockholm.<br />
156 ostsee<br />
durchs Eis wedeln<br />
Ausl<strong>auf</strong>en bei mittäglich schummrigem Polarlicht. Ohne den 33.000-PS-Eisbrecher<br />
Kontio. Der Kraftmeier, <strong>auf</strong> Warteposition vor dem Papierhafen Kemi, kennt seine Pappenheimer.<br />
»Manchmal«, berichtet Erster Offizier Jörgen nicht ohne Stolz, »bitten die uns<br />
sogar um Amtshilfe, wenn sie keine Zeit haben. Da fahren wir dann als Hilfseisbrecher<br />
vornweg.«<br />
Stukend arbeitet sich das Schiff Meter für Meter in der eigenen, aber längst wieder<br />
geschlossenen Rinne voran. Mit »Voll voraus!« legt sich Transtimber bebend ins Geschirr.<br />
Sie rüttelt <strong>und</strong> schlägt wie eine schlingernde Straßenbahn in ausgefahrenen<br />
Gleisen. Wasser-Eis-Fontänen explodieren unter dem Anprall <strong>und</strong> werden meterhoch<br />
geschleudert. Nicht mehr lange, dann herrscht eisige Stille. Festgefahren in einer engen<br />
Fahrwasserkurve. »Mit so einem langen Schiff«, erklärt Kapitän <strong>und</strong> Ski-Fan Kristian,<br />
»kann man nicht einfach durchs Eis wedeln, da gibt’s zu viel seitlichen Widerstand.«<br />
Spricht’s <strong>und</strong> schiebt den blau-weißen Riesen sanft rückwärts, nimmt Anl<strong>auf</strong> <strong>und</strong> dreht<br />
das Schiff mit dem Joystick nach Steuerbord. Unter der Vieltausendtonnenwucht reißt<br />
die weiße Decke krachend <strong>auf</strong> <strong>und</strong> lässt grünschwarzes Wasser <strong>auf</strong>s Eis sprudeln. Hin<br />
<strong>und</strong> wieder nutzt das eine Robbe zum schnellen Abtauchen.<br />
Waagerecht heransegelnde Schneeflocken <strong>und</strong> Dunkelheit nehmen vollends die Sicht.<br />
Drei Scheinwerfer bohren sich zitternd in die weißgesprenkelte Finsternis <strong>und</strong> hellen<br />
die polare Szenerie <strong>auf</strong>. Sie sind Wegweiser in der gebrochenen <strong>und</strong> wieder gefrorenen<br />
Rinne. »Bei zu viel Minusgraden backt das wieder zusammen, manchmal ist das schlimmer<br />
als vorher«, weiß Kristian Örtendahl aus langjähriger Eiserfahrung. »Dann fordern<br />
sogar wir einen Eisbrecher an.«<br />
Knallharte Polar-romantik<br />
Drei St<strong>und</strong>en später. Weithin sichtbar wehen die Dampfschwaden der unersättlichen<br />
Papierfabrik – wahre Holzgebirge umzingeln sie, wie man später sieht – westlich von Oulu<br />
über den Horizont. Die Nokia-Stadt liegt 55 Seemeilen weiter südöstlich von Kemi. Dort<br />
werden Laderäume <strong>und</strong> offenes Wetterdeck bis <strong>auf</strong> den letzten Stellplatz vollgestopft.<br />
Auch bei heftigem Schneetreiben.<br />
Irgendwann, spätnachts, ist die maximale Zuladungsmenge von 13.000 Tonnen erreicht.<br />
Die Stora-Enso-Spezialboxen – jeweils fast 14 Meter lang, 3,6 Meter breit <strong>und</strong> 4,8 Meter<br />
hoch – sind zwar »nur« mit Papier beladen, aber bis zu unglaublichen 90 Tonnen<br />
schwer. Im Pendelverkehr stillen die drei Trans-Schiffe Transtimber, Transpaper <strong>und</strong><br />
Transpulp damit dreimal wöchentlich einen Teil des weltweiten Papierhungers. »Der<br />
nimmt trotz PC nicht etwa ab«, erklärt Kapitän Kristian <strong>und</strong> zeigt kopfschüttelnd <strong>auf</strong>