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In Book About Us: Erlebnisreisen auf Nord - und Ostsee s.144-151

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82 <strong>Nord</strong>see<br />

durch nordmeer-alpen<br />

12. Dezember 2010: Die kleine Schar der 30 Passagiere kehrt pünktlich von Ausflügen<br />

zur Grenze <strong>und</strong> mit H<strong>und</strong>eschlitten durch die Taiga an Bord zurück. »Wir sind kein<br />

Kreuzfahrer«, sagt Reiseleiterin Mette <strong>In</strong>drevik, der »gute Geist des Schiffes«, »darum<br />

wird auch keine Rücksicht <strong>auf</strong> Zu-spät-Heimkehrer genommen.« Wie bestellt dröhnt<br />

das Typhon über den Bøkfjord. Letztes Signal an die Landgänger <strong>und</strong> die Besucher.<br />

Viele kommen mal kurz zum Kaffeeplausch an Bord, bei längeren Liegezeiten auch<br />

zum Essen.<br />

Jedes Hurtigrutenschiff, auch die beiden Oldtimer von 1956 <strong>und</strong> 1964, bietet Kreuzfahrtstandard.<br />

Im Sommer allerdings wird es eng an Deck. Kenner aus aller Welt hingegen<br />

fahren in den weniger gebuchten Wintermonaten, wenn arktisches Licht den<br />

Himmel dramatisch mit Pink-, Orange-, Grau- <strong>und</strong> Blautönen anstreicht, Schnee die<br />

»Alpen des <strong>Nord</strong>meeres« überpudert oder sogar giftgrüne <strong>Nord</strong>lichtschleier – größter<br />

Adventswunsch aller Mitfahrer – durch die Dunkelheit wabern. So steht denn die Reise,<br />

für viele ein Lebenstraum, auch unter dem Motto »Hunting the light«. <strong>Nord</strong>lys – der<br />

Name »<strong>Nord</strong>licht« ist Programm.<br />

Daraus wird wohl an diesem Tag nichts. Schwarzgraue Wolken jagen im Tiefflug aus<br />

<strong>Nord</strong>westen heran. Geradezu unheilverkündend! Ein Schneeschauer nach dem anderen<br />

peitscht seine Flocken waagerecht durch die Luft. Im Nu ist das grüne Deck weiß. Der<br />

Wind heult durch den Signalmast. 15 Uhr: Zwei dick vermummte Festmacher werfen<br />

die Leinen los. <strong>In</strong> der verglasten Backbordbrückennock Kapitän Kai Albrigtsen. Seine<br />

seemännische Karriere fing vor 30 Jahren bei der Reederei an. <strong>In</strong> der Zeit avancierte<br />

der fre<strong>und</strong>liche 45-Jährige vom Schiffsjungen zum Kapitän. Das Revier kennt er wie<br />

seine Westentasche.<br />

manöver greifen nicht<br />

Doch heute nützt ihm das nichts, der Wind ist stärker <strong>und</strong> nimmt zu. Albrigtsen versucht<br />

sein Schiff mit dem Bugstrahlruder von der Pier zu drücken. Gegen die Steuerbordflanke,<br />

die wie ein riesiges Segel wirkt, stemmt sich der Wind. Schließlich rasselt der Steuerbordanker<br />

ins <strong>auf</strong>gewühlte Fjordwasser, um dem Schiff vorn Halt zu geben. Chief-<strong>In</strong>genieur<br />

Tor Olaf Jakobsen bringt durch seine 12.000 PS das Heckwasser zum Kochen.<br />

Keine Chance! Die Manöver greifen nicht. Irgendwann torkeln Lichter durch das Schneechaos<br />

<strong>auf</strong> die <strong>Nord</strong>lys zu: ein Schlepper mit Heimathafen Murmansk. Er hat, versteckt<br />

hinter in Strals<strong>und</strong> gebauten russischen Atlantik-Supertrawlern, gelauert, die wegen<br />

offener Rechnung arretiert worden sind.<br />

Seine 50 Tonnen Zugkraft lassen die Schleppleine wie eine Klaviersaite vibrieren.<br />

Mit 100 Tonnen Gegendruck pro Quadratmeter reagiert der Sturm. <strong>In</strong> Zeitlupentempo<br />

siegen schließlich die geballten Maschinenkräfte. Schwerfällig legt sich <strong>Nord</strong>lys <strong>auf</strong> die<br />

Seite, bis ihr Steven <strong>auf</strong> Kurs voraus zeigt <strong>und</strong> die Trosse ins schwarze schaumgekrönte<br />

Wasser klatscht. Es war das erste Mal, dass Schlepperassistenz beim Ablegen angefordert<br />

werden musste.

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