In Book About Us: Erlebnisreisen auf Nord - und Ostsee s.144-151
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ins Wasser. Mit rückwärtsl<strong>auf</strong>ender Maschine zieht »Sarah« die Kette straff. »Der hält«,<br />
sind wir uns einig, »aber bitte immer, auch nachts, den Anker beobachten, ob sich unsere<br />
Position verändert«, weist Ute in die Pflichten eines Ankerliegers ein. Weithin strahlt der<br />
mit seiner R<strong>und</strong>umleuchte <strong>auf</strong> dem Masttopp. Die Crew ist allein. Eine Bucht ganz für sich<br />
zu haben, das kann keine Hafenpier überbieten. Und niemand kommt zum Kassieren.<br />
Die Badeleiter wird ins Wasser geklappt <strong>und</strong> eine erste Schwimmr<strong>und</strong>e probiert.<br />
15 Grad zeigt das Display am Ruder. »Ich geh erst rein, wenn eine Zwei vorn steht«,<br />
schüttelt sich Felix.<br />
Bei Klönschnack <strong>und</strong> Rotwein zwischen »Jolle <strong>und</strong> Gorch Fock« klingt der erste Abend<br />
unter blankem Sternenhimmel aus. Die Lichter eines kleinen Fischerdörfchens flackern<br />
herüber.<br />
Bis es irgendwann nachts anfängt zu orgeln. Sarah Rigg pfeift nervös, ihr Rumpf schüttelt<br />
sich. Die Unruhe treibt alle fast gleichzeitig aus den warmen Kojen an Deck. Über die<br />
tischebene Marschlandküste greift ein kalter Wind nach dem Boot, dreht es <strong>und</strong> lässt<br />
es wie ein Spielzeug wippen. »Hält der Anker?«, bewegt jeden die bange Frage. Bis zum<br />
Morgen findet niemand mehr richtig in den Schlaf.<br />
automatik mit ruhepause<br />
Schreck am Morgen: Sarah driftet, der Anker schleift haltlos über den Gr<strong>und</strong>. Durchziehende<br />
Böen rauen die See wie eine Patchworkdecke <strong>auf</strong>, rütteln an Boot <strong>und</strong> Kette. Das<br />
gegenüberliegende Ufer kommt bedrohlich näher. Zum Glück zeigt das Echolot genügend<br />
Wasser unterm Kiel. »Maschine starten <strong>und</strong> Anker <strong>auf</strong>, aber dalli!«, ruft Ute <strong>und</strong> stürzt<br />
nach vorn. Schleppend wickelt sich die scheinbar endlose Kette über die Winde in den<br />
Kasten. »Das war knapp!«, findet Felix.<br />
Unter Vollzeug schießt Sarah aus der halbmondförmigen Bucht. Vom Festland her nähert<br />
sich eine Kavalkade weißer Dreiecke. Es ist Sonntag, Segeltag. Schaumkämme sprenkeln<br />
die Wellenkämme. Genua <strong>und</strong> Groß müssen dichter geholt werden. Felix überlässt<br />
jetzt dem »Eisernen Steuermann« das Ruder. Die Automatik gönnt ihm eine Ruhepause.<br />
Schäumendes Kielwasser signalisiert gutes Tempo.<br />
Bis der Abschlussdeich voraus in Sicht kommt <strong>und</strong> die Schleuse Kornwerdersand. Durchs<br />
Wattenmeer mit tückischen Sänden <strong>und</strong> Bänken fädelt Felix Sarah zwischen den <strong>In</strong>seln<br />
Terschelling <strong>und</strong> Vlieland hindurch. »Hier muss man höllisch <strong>auf</strong>passen!«, ruft er gegen<br />
den Wind mit Blick <strong>auf</strong> den Segeldom über uns. Dann nimmt uns die <strong>Nord</strong>see in Empfang.<br />
orgel- <strong>und</strong> Pfeifkonzert<br />
Achteraus ist kein Segel mehr zu sehen. »Die haben sich alle verkrümelt«, grinst die<br />
segelerfahrene Ute <strong>und</strong> freut sich <strong>auf</strong> einen »zünftigen« Mehrtagestörn über die offene<br />
See. Starkwind aus Südost beschert Gänsehautgefühl. Der Radio-Wetterbericht hat ihn<br />
nicht angekündigt. Zu Drei-Meter-Bergen türmt sich die See <strong>auf</strong>, die das Boot von der<br />
Seite angreifen <strong>und</strong> es Berg <strong>und</strong> Tal fahren lassen. Die graue <strong>Nord</strong>see steigt gleich mit<br />
ins Boot <strong>und</strong> kriecht durch die Kragen unserer Jacken. Ein Glück, dass in der Bootsmitte<br />
<strong>Nord</strong>see 41