In Book About Us: Erlebnisreisen auf Nord - und Ostsee s.144-151
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ihn. »Du weißt doch: time is money«, sagt der 64-jährige ehemalige Kapitän, der vor dem<br />
Ruhestand jahrzehntelang Schlepper gefahren ist, »das war nach meiner Frau die zweite<br />
große Leidenschaft von mir.« Jetzt fährt er nur noch als Urlaubsvertreter zur See: »Weil<br />
es mir immer noch Spaß macht.«<br />
Peter bleibt <strong>auf</strong> der Brücke. Wir wünschen ihm »gute Wache!«, er uns im Gegenzug<br />
»gute Ruh!« Und ab geht’s in die Kojen. »Der Deutz ist das beste Schlafmittel«, findet<br />
auch Seefahrtsneuling Christian.<br />
Essen wie ein Pferd<br />
Wie berechnet, steuert Hela die Schleuse Holtenau an. Das Einfahrtlicht zeigt grün.<br />
»Mannomann«, freut sich Willem, »haben wir mal wieder Schwein gehabt!« Im Vormast<br />
setzt Roel die blau-weiß gewürfelte Signalflagge »N«. Sie zeigt, dass Hela ein sogenannter<br />
Freifahrer ist, der keinen Lotsen braucht. »Dafür musste ich sechsmal unter Lotsenberatung<br />
fahren«, erklärt er, »inzwischen habe ich wohl über 650 Kanalpassagen absolviert«,<br />
ergänzt er nicht ohne Stolz, »kostet jedes Mal 300 Euro Benutzungsgebühren.« Unter »N«<br />
flattert jetzt auch ein längsgestreifter rot-weiß-blauer Wimpel. Seine Bedeutung: Das<br />
Schiff gehört der Gruppe drei an mit über 3,70 Meter Tiefgang. Willem informiert uns<br />
ausführlich: »Sechs Gruppen je nach<br />
Schiffsabmessungen gibt es insgesamt.<br />
Begegnen sich zwei Fahrzeuge,<br />
darf die Zahl acht dabei nicht überschritten<br />
werden. Also drei <strong>und</strong> fünf,<br />
vier <strong>und</strong> vier oder sechs <strong>und</strong> zwei.«<br />
Als viertes <strong>und</strong> letztes Schiff reihen<br />
wir uns in den westwärts l<strong>auf</strong>enden<br />
Konvoi ein. Mit 7,5 Knoten pro St<strong>und</strong>e<br />
geht es <strong>auf</strong> die 97 Kilometer lange<br />
Strecke, die »Hochsee-Autobahn«<br />
strals<strong>und</strong>-tischflagge <strong>auf</strong> der Brücke – Kapitän<br />
willem Blanck am ruder im <strong>Nord</strong>-ostsee-Kanal<br />
zwischen <strong>Nord</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ostsee</strong> sowie Schleswig <strong>und</strong> Holstein. Ganz Eilige werden vom Ufer<br />
aus geblitzt. Das hat seinen tieferen Gr<strong>und</strong>: Zu schnelles Fahren verursacht große Schäden<br />
am Kanalufer <strong>und</strong> -bett. Aber wir dürfen in einer Ausweichstelle den extrem langsam<br />
dahin schleichenden Konvoi überholen. Hela sprintet geradezu leichtfüßig vorbei. Das<br />
freut wiederum den Kapitän.<br />
Allerdings zwingen immer wieder entgegenkommende Schiffe Hela in eine der neun<br />
Weichen, besonders <strong>auf</strong> den ersten 18 Kilometern. Hier ist das Kanalbett so schmal, dass<br />
man <strong>auf</strong> größeren Schiffen glaubt, die Baumwipfel greifen zu können. <strong>In</strong> den kommenden<br />
Jahren soll der Schlauch erweitert werden, um den <strong>In</strong>farkt zu vermeiden.<br />
Nur wer ganz großes Glück hat, kommt ohne Staus in einem Rutsch durch. Wir brauchen<br />
heute neun statt sonst siebeneinhalb St<strong>und</strong>en. Im Kanalfunk zur Lage wird mehrmals<br />
von »hohem Verkehrs<strong>auf</strong>kommen« gesprochen.<br />
Wir verbringen den Tag <strong>auf</strong> der Brücke. Willem, der als Einziger an Bord berechtigt ist,<br />
durch den Kanal zu steuern, lässt sich das Essen nach oben bringen <strong>und</strong> isst im Stehen:<br />
<strong>Nord</strong>see 97