In Book About Us: Erlebnisreisen auf Nord - und Ostsee s.144-151
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»Wie ein Pferd«, grinst er, »<strong>und</strong> passend dazu die netten Güllegerüche von den umliegenden<br />
Feldern.«<br />
98 <strong>Nord</strong>see<br />
Sankt Pauli vielleicht?<br />
Mit der abklingenden <strong>Nord</strong>seeflutwelle reitet Hela wummernd elb<strong>auf</strong>wärts. Die großen<br />
Containerfrachter l<strong>auf</strong>en ihr davon. Fahrwassertonnen strudeln im braunen Wasser <strong>und</strong><br />
verneigen sich zunächst noch gen Hamburg, später, bei abl<strong>auf</strong>endem Wasser, seewärts.<br />
Das Villenviertel von Blankenese erstrahlt in vornehm gedämpftem Licht, als der<br />
Frachter vom Hauptfahrwasser in den Köhlfleet abbiegt. Im Finkenwerder Vorhafen<br />
wird neben einem Dutzend Binnenschiffen festgemacht. Die Frage beschäftigt alle: Wie<br />
lange? »Tja«, meint Willem gedehnt, »das hängt von der Öffnung der Rethebrücke ab,<br />
<strong>und</strong> die ist kaputt.«<br />
Nach dem Abendbrot spielen wir ein paar R<strong>und</strong>en Malefitz in der Messe <strong>und</strong> genießen<br />
unser Feierabendbier. Ungewohnt die Ruhe im Schiff. Wir sind uns einig, was fehlt: »Der<br />
satte Deutz-So<strong>und</strong> natürlich.«<br />
Am nächsten Tag ist Landgang angesagt: Sankt Pauli vielleicht? »Nee, lass mal, lieber<br />
Finkenwerder!«, winkt Christian ab. Wir bummeln durch lauschige Altstadtgassen, fahren<br />
per Bus zum Elternhaus von Johann Kienau alias Gorch Fock am geschäftigen Airbus-<br />
Werk <strong>und</strong> genießen <strong>auf</strong> einer Bank die Stille in dem kleinen Oldtimerhafen am Köhlfleet.<br />
»Vielleicht klappt’s ja morgen«, sinniert Willem an Bord. Er muss den Weizen loswerden,<br />
weil schwergewichtige Terminladung <strong>auf</strong> das Schiff wartet.<br />
Es wird Mittag, als der Diesel bullernd anspringt. Nach einer kleinen Hafenr<strong>und</strong>fahrt<br />
durch Köhlbrand <strong>und</strong> Rethe taucht vor uns die lädierte Hubbrücke <strong>auf</strong>: immer noch geschlossen!<br />
Willem muss viele Rückwärts- <strong>und</strong> Vorausmanöver fahren, bis das Mittelstück<br />
sich endlich hebt. Eine Geduldsprobe.<br />
Am Wallmann-Kai im Reiherstieg-Hafen wird neben hohen Silotürmen festgemacht.<br />
»Diese überstehende Pier ist anscheinend nur für 30.000-Tonner <strong>und</strong> Größere gedacht,<br />
nicht für kleine Schiffe wie Hela«, meint Willem, als er die Kratzer an Steuerbordseite<br />
sieht. Sie stören ihn nicht weiter, denn »mit ein paar Pinselstrichen ist das Thema erledigt«.<br />
Japanische Kolosse für Wismar<br />
Drei Uhr früh, es gießt aus Kannen. Hela muss verholen. Rückwärts dampft sie zu ihrem<br />
Löschplatz. Willem flucht: »<strong>In</strong> meinem nächsten Leben werd ich Postbote, da weckt mich<br />
niemand um diese Zeit!«<br />
Erst am folgenden Morgen können die Luken geöffnet werden. Ein Silomann entnimmt<br />
die vorgeschriebene Probe. Erst dann senkt sich ein Riesengreifer in den Laderaum.<br />
Der vorpommersche Getreideberg schrumpft zusehends. 1.000 Tonnen, eine Ladung<br />
für r<strong>und</strong> 60 16-Tonnen-Laster. Der Küstenschifferslogan »from road to sea« wird hier<br />
wortwörtlich umgesetzt.<br />
Mit seinem Auto, das unter einem Kasten an Deck geparkt hat <strong>und</strong> per Kran <strong>auf</strong> die<br />
Pier gehievt wird, nimmt uns Willem mit nach Harburg. Ich muss gestehen, dass ich hier