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Adolf Hitler - Der letzte Avatar (PDF)

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1939 war ich erst einundzwanzig Jahre alt. Doch fünfundvierzig Jahre später fühle ich<br />

mich jünger als damals, gefestigter, meiner Ideale sicherer.<br />

<strong>Der</strong> Chef war weder groß noch klein, mager, mit harmonisch über seinen schlanken<br />

Körper verteilten Muskeln. Von seiner anziehenden Gestalt ging eine nervöse,<br />

unwiderstehliche, alles beherrschende Energie aus, die alle in seinen Bann zog, die sich in<br />

seiner Nähe befanden. Seine Stirn war breit, sein Gesicht männlich schön, seine dunklen<br />

Augen durchdrangen einen mit ihrem starken Blick, das Fieber eines ruhelosen Gehirnes<br />

übertragend. Etwas von Jason war in ihm, in seiner Haltung, seiner Schlankheit, seiner blassen<br />

und doch dunklen Hautfarbe, in der Harmonie seines Körpers. Nur, daß mein Freund die<br />

Harmonie des Körpers mit dem Klassizismus der Seele verbinden konnte. In Jorge Gonzalez<br />

von Marées hingegen konnte man eine gewisse Schwierigkeit, eine Gegensätzlichkeit, ein<br />

sonderbares Ungleichgewicht feststellen, gegen das er ankämpfte und zu besiegen versuchte,<br />

das aber oft die Oberhand behielt. Das konnte man vor allem bei seinen Ansprachen<br />

wahrnehmen. Er begann stets zögernd, mit Anstrengung nach Worten suchend. Diese<br />

Beklemmung teilte sich der Zuhörerschaft mit, die fanatisch seine Anwesenheit feierte und in<br />

der geschickt vorbereiteten Atmosphäre durch Lieder, Losungen, den Rufen "Chef! Chef!<br />

Chef!" die Arme zum Nazigruß erhoben (in den guten Zeiten). Wenn der Vortrag endlich<br />

fließend wurde Dank eines glücklichen Augenblicks, atmete das Auditorium auf mit dem<br />

seltsamen Gefühl irgendwie dazu beigetragen zu haben, "dem Chef voran zu helfen", ihn vor<br />

einer Katastrophe bewahrt zu haben. Danach wußte man nichts mehr, es spielte keine Rolle<br />

mehr was er sagte, denn man befand sich auch im Trancezustand.<br />

<strong>Der</strong> Chef beendete seine Ausführungen meistens in Schweiß gebadet, manchmal mit<br />

Schaum auf den Lippen. Er zog sich danach sofort zurück, ohne jemanden anzusprechen noch<br />

sich umschauend. Die Masse seiner Anhänger verhielt in Hypnose geraume Zeit. Es wurde<br />

nichts gesprochen, nur noch gesungen.<br />

Ich habe vielen Veranstaltungen des Chefs und seiner engsten Mitarbeiter in dem<br />

Verhandlungssaal beigewohnt. Dort waren Mauricio Mena (Verfasser der Texte fast aller<br />

Lieder in Zusammenarbeit mit dem Musiker Mariano Casanova), Gustavo Vargas Molinare,<br />

Javier Cox, Fernando Angel Guarello, Oscar Jimenez, Yunis (arabischer Herkunft, Verwalter<br />

der Zeitung "Arbeit"), Ruperto Alamos, sein Privatsekretär, Manuel Mayo, der aus Valparaiso<br />

kam und, selbstverständlich Pedro Foncea. Ein jeder äußerte seine Meinung zu irgend einem<br />

wichtigen Ereignis im Land oder des Auslandes. <strong>Der</strong> Chef hörte aufmerksam zu, völlig ruhig,<br />

jede Idee, jedes Argument wertend. Anschließend trat meistens peinliche Stille ein, bis der<br />

Chef das Wort ergriff, ohne ein Argument zu diskutieren, nur die Schlußfolgerungen und<br />

Normen der zu ergreifenden Maßnahmen mitteilend, die immer unwiderruflich waren. Seine<br />

Macht der Synthese war bewundernswert, ebenso die Klarheit seiner Ideen und Ausführungen.<br />

Alle verstanden es so. Die Entscheidung war gefallen.<br />

Ich hörte ihn eines Tages sagen, auf Grund eines Artikels einer Zeitung der Opposition,<br />

in welchem Zweifel an seinen Fähigkeiten als Chef geäußert worden waren: "Über diese<br />

Zweifel muß ich lachen, denn ich bin Chef schlechthin!"<br />

Mich an diese Zeiten erinnernd, komme ich zu dem Schluß, daß Chile niemals einen<br />

politischen Führer wie Jorge Gonzalez von Marées gehabt hat und schwerlich wieder einen<br />

solchen haben wird. Die Ehrbarkeit seiner ersten Zeiten, sein Idealismus, sein Glaube, sein<br />

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