Frauen im österreichischen Asylrecht Wie das ... - Zebra

1 Genitalverstümmelung (FGM, Female Genital Mutilation)
1.2 Problematik
Es handelt sich dabei um operative Eingriffe an den weiblichen Genitalien.
Die weibliche Genitalverstümmelung kann der Beschneidung von Männern
keineswegs gleichgesetzt werden, da dies eine teilweise oder vollständige
Amputation des Penis zur Folge hätte. 72 Die FGM stellt eine absichtliche
schwere Körperverletzung dar. Oft versterben die Frauen nach den Eingriffen
durch Infektionen. Jene die den Eingriff, besser die Amputation, überleben
leiden ihr Leben lang unter den irreparablen körperlichen, seelischen und
sexuellen Schäden. 73 Durchgeführt wird die FGM meist von Frauen
fortgeschrittenen Alters im Rahmen eines zeremoniellen Festes. Die Gründe
für diesen massiv gesundheitsschädigenden Brauch sind vielschichtig.
Die Missachtung würde eine totale gesellschaftliche Ächtung zur Folge
haben. Von den Frauen wird erwartet, dass sie kein oder zumindest nur ein
eingeschränktes sexuelles Verlangen haben. Die vollzogene FGM stellt eine
zwingende Voraussetzung für eine Heirat dar und eine Ehe ist für die Frauen
wiederum die Voraussetzung um wirtschaftlich zu überleben. Durch die FGM
soll auch die Treue der Frau gewährleistet sein und der sexuelle Lustgewinn
des Mannes gesteigert werden. Das äussere weibliche Genitale gilt als
hässlich und schmutzig. Obwohl der Koran die FGM in keiner Stelle erwähnt
herrscht die Meinung, dass der Islam die FGM zwingend verlangt. Die
Befürworter der FGM berufen sich auf eine Überlieferung Mohammeds in der
er gemeint haben soll, dass die Beschneidung für die Männer eine überlieferte
Norm und für die Frauen etwas Edles sei. 74 Auch wird behauptet, dass die
FGM die Schwangerschaft und Geburt erleichtere. Und schließlich soll die
FGM den Übergang vom Kind zur Erwachsenen markieren (Initiation). 75 In
Wahrheit basieren alle diese Annahmen auf Desinformation und Unkenntnis
und die FGM bleibt einfach nur eine schwere körperliche und seelische
Verletzung. Es hat sich gezeigt, dass gesetzliche Verbote zwar eine
72 Siehe SCHNÜLL Petra, Genitalverstümmelung bei Frauen – eine fundamentale Menschenrechtsverletzung in
NAGELSCHMIDT / SCHÖTZ / KÜHNERT / SCHRÖTER (Hrsg.), Menschenrechte sind auch Frauenrechte
2002, 193
73 Siehe SCHNÜLL Petra, Genitalverstümmelung bei Frauen, 198
74 Siehe ETTENHUBER Helga, Weibliche Genitalverstümmelung – Ursprung und Gegenwart in HERMANN
Conny (Hrsg.), Das Recht auf Weiblichkeit 2000, 25
75 Siehe SCHNÜLL Petra, Genitalverstümmelung bei Frauen, 201 - 205
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