Frauen im österreichischen Asylrecht Wie das ... - Zebra

5 Zwangsheirat
5.1 Problematik
Es ist ein zugesichertes Recht, dass eine Ehe nur auf Freiwilligkeit beruhen
darf. (Art. 16 Z. 2 AEMR)
Dennoch ist es in zahlreichen Staaten Praxis, dass Frauen zwangsverheiratet
werden. Der Zwang geht meistens von den Eltern der Braut aus. Die
zwangsweise Heirat ist nur der Beginn einer Kette von
Menschenrechtsverletzungen. Der nach der Heirat stattfindende
Geschlechtsverkehr findet dann auch ohne Einwilligung der Frau statt und
wird meist mit Gewalt herbeigeführt. 145
Die Zwangsheirat hängt selten mit der Religion zusammen, sondern meist mit
Traditionen und Bräuchen. Die Stellung der Frau in diesen Gesellschaften ist
oft von ihrer Beziehung zu ihrem Vater, ihrem Mann oder ihren Söhnen und
auch ihren Brüdern bestimmt. Es wird bereits den Mädchen vermittelt, dass
ihre wichtigste Rolle darin besteht, Ehefrau und Mutter zu sein. 146
5.2 Rechtsprechung
Am 17.09.2002 hatte der VwGH 147 sich mit der Flucht einer nigerianischen
Staatsangehörigen zu befassen. Der Grund der Flucht war, dass die
Asylwerberin von einer zwangsweisen Verheiratung bedroht war. Ihr Vater war
Moslem, ihre Mutter hingegen Christin. Die Asylwerberin gehört auch dem
christlichen Glauben an. Der Vater verlangte die Heirat mit einem Moslem. Da
der Vater bereits vom zukünftigen Gatten Geld erhalten hatte, bedrohte der
Bräutigam die Asylwerberin mit dem Tod, sollte sie sich weigern die Ehe mit
ihm einzugehen. Sie wurde auch mehrere Male von ihm gewalttätig attackiert
und auch verletzt. Nach Einschätzung der Asylwerberin würde dieser Mann
sie bei einer Rückkehr töten.
145 Siehe JENSEN Inke, Frauen im Asyl- und Flüchtlingsrecht 2002, 205
146 Siehe amnesty international, Zwangsheirat unter www.amnesty-muenchen.de/
frauenrechte/index.php4?subcase=themen&subsubcase=5 - 25k -
147 Siehe VwGH Erkenntnis 2000/20/0152
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