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Verfassungsschutzbericht 2010 - U18

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HINTERGRUNDINFORMATIONEN-IDEOLOGIEN 177<br />

Die dritte Unterkategorie gewaltorientierter Islamisten bilden schließlich<br />

transnational agierende Terrornetzwerke. Hierzu gehört in erster Linie<br />

das Netzwerk „al-Qaida“ („die Basis“), von dem inzwischen mehrere<br />

regionale Zweige – „al-Qaida im islamischen Maghreb“ (AQM), „Islamischer<br />

Staat Irak“ (ISI) oder „al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“<br />

(AQAH) – existieren. Zu den transnationalen terroristischen Netzwerken<br />

gehören auch die kurdischen „Ansar al-Islam“ bzw. „Ansar al-Sunna“<br />

(AAI bzw. AAS) und die „Islamische Jihad-Union“ (IJU).<br />

Die Bedeutung traditioneller Islamismus-Varianten<br />

Innerhalb des islamistischen Spektrums erweist sich der Salafismus als<br />

eine der weltweit am schnellsten anwachsenden Strömungen. Salafismus<br />

bezeichnet eine unbedingte Orientierung an der muslimischen Urgesellschaft<br />

vor 1400 Jahren, wie sie im siebten Jahrhundert auf der Arabischen<br />

Halbinsel existierte. Salafisten glauben, in den religiösen Quellen<br />

des Islam ein detailgetreues Abbild dieser idealisierten islamischen<br />

Frühzeit gefunden zu haben und versuchen, die Gebote Gottes wortgetreu<br />

in die Tat umzusetzen. Dies mündet häufig in die wörtliche Auslegung<br />

des Koran, der Heiligen Schrift des Islam sowie der Sunna (wörtl.<br />

Brauch), der Tradition des Propheten und Religionsstifters Muhammad<br />

(570-632). Die Schriftgläubigkeit von Salafisten und ihr meist wortgetreues<br />

Verständnis religiöser Texte können dazu führen, dass frühislamische<br />

Herrschafts- und Rechtsformen befürwortet werden. Diese sind mit<br />

den Werten unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar.<br />

Im Gegensatz zu den übrigen islamistischen Gruppen in Deutschland,<br />

die wie die IGMG, MB, „Hizb Allah“, HAMAS und HuT mehrheitlich<br />

nicht salafistisch ausgerichtet sind, verkörpert der Salafismus eine eher<br />

traditionelle Islamismus-Variante. Hierzu gehört neben der strikten Orientierung<br />

an der Gesellschaftsform des ersten muslimischen Gemeinwesens<br />

in Medina (gegr. 622) auch ein Exklusivanspruch des eigenen Islam-Verständnisses<br />

gegenüber jeglichen anderen Islam-Interpretationen.<br />

So versuchen Salafisten, die Scharia meist in ihrer ursprünglichen Form<br />

durchzusetzen. Sie beharren darauf, dass sämtliche Bestimmungen der<br />

Scharia zeitlos seien und deshalb keinesfalls neu interpretiert oder an<br />

heutige Lebensumstände angepasst werden dürften.<br />

Insbesondere Muslime werden von Salafisten aufgefordert, salafistische<br />

Islam-Interpretationen zu übernehmen und entsprechende Vorschriften

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