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Verfassungsschutzbericht 2010 - U18

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HINTERGRUND – LEGALISTISCHE ISLAMISTEN 197<br />

zu deinem Recht kommen. Alles hängt letztlich davon ab, ob aus der hiesigen<br />

Staatsordnung eine gerechte Ordnung wird.“ 302<br />

Erbakan betrachtet den Islam als Gesellschaftsmodell, das sämtlichen<br />

westlichen Gesellschaftssystemen überlegen sein soll:<br />

„Wo immer die Imperialisten hinkommen, verbreiten sie Tod und Verderben. Die<br />

islamische Zivilisation wird den Menschen Frieden und Gerechtigkeit bringen.“<br />

303<br />

Dieses Gesellschaftsmodell wird bis heute in der „Millî Görüş“-<br />

Bewegung propagiert. So führte der damalige stellvertretende Vorsitzende<br />

der „Saadet Partisi“ (SP / „Partei der Glückseligkeit)“, Partei der<br />

„Millî Görüş“-Bewegung, Mete Gündoğan, aus:<br />

„Auch wenn sie (die Imperialisten) versuchen, ihre Absichten zu verbergen,<br />

müssen wir diese aufdecken und eine Neue Welt auf gerechtem Fundament<br />

errichten. Denn wir befinden uns auf der Schwelle einer neuen Eroberung.<br />

Eroberung steht für eine neue Phase. Eine neue Phase bedeutet eine Neue<br />

Welt. Eine Neue Welt bedeutet Görüş. Görüş steht für unser edles Volk. Unser<br />

edles Volk steht für Sieg. Der Sieg ist unser und der Sieg ist nah.“ 304<br />

Die Ideologie der „Millî Görüş“ spiegelt sich nicht nur in den Verlautbarungen<br />

der Funktionäre, sondern auch in der breiten Diskussion an der<br />

Basis - etwa in der „Millî Gazete“. Die türkische Tageszeitung, die mit<br />

einer Europaausgabe in Deutschland erscheint, kann als inoffizielles<br />

Sprachrohr der „Millî Görüş“-Bewegung bezeichnet werden.<br />

So werden in einem in der „Millî Gazete“ veröffentlichten Gedicht die<br />

Pflichten des „Millî Görüş“-Anhängers benannt. Von ihm wird erwartet,<br />

dass er sich mit ganzer Kraft für die Bewegung einsetzt, damit „der Islam<br />

zur Herrschaft gelangt“. Das Ziel ist demnach die Errichtung eines<br />

islamistischen Staatswesens:<br />

„Der Millî Görüş Mann<br />

... tut alles für die Ordnung (nizam), das Heil (selamet), die Wohlfahrt ( refah),<br />

die Tugend (fazilet) und die Glückseligkeit (saadet) der Menschheit. 305<br />

302<br />

303<br />

304<br />

305<br />

Rede von Necmettin Erbakan: „Adil Düzen“ („Gerechte Ordnung“), 1990. Im Juli<br />

2002 auch als Videomitschnitt im Internet eingestellt.<br />

„Millî Gazete“ vom 20.10.2005.<br />

„Millî Gazete“ vom 16.6.2008, S. 17.<br />

Es handelt sich hier um die ehemaligen Namen der „Millî Görüş”-Parteien, bis hin zur<br />

heute existierenden „Glückseligkeitspartei“ (Saadet Partisi, SP).

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