09.11.2013 Aufrufe

Verfassungsschutzbericht 2010 - U18

Verfassungsschutzbericht 2010 - U18

Verfassungsschutzbericht 2010 - U18

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

190 VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT BERLIN <strong>2010</strong><br />

Die Gründung der schiitisch-islamistischen „Hizb Allah“ („Partei Gottes“)<br />

erfolgte 1982, als Israel in den libanesischen Bürgerkrieg (1976-<br />

1989) militärisch eingriff. Aus ideologischen, regionalpolitischen und<br />

konfessionellen Motiven wird die hierarchisch strukturierte Bewegung<br />

vom Iran und von Syrien unterstützt, die sie als militärisches Drohpotential<br />

vor allem gegenüber Israel einsetzen und hierüber Stellvertreterkriege<br />

gegen Israel führen. Deren militärische und finanzielle Unterstützung<br />

bedingt auch die Sonderstellung der „Hizb Allah“ im Libanon, die als<br />

einzige ehemalige Bürgerkriegsmiliz eine schwer bewaffnete Armee,<br />

den so genannten „Islamischen Widerstand“ („al-Muqawama alislamiya“)<br />

unterhält. 298<br />

Seit ihrem Bestehen negiert die „Hizb Allah“ das Existenzrecht Israels<br />

und propagiert den – von ihr als „legitimen Widerstand“ bezeichneten –<br />

bewaffneten Kampf gegen Israel. Das Ziel der Vernichtung Israels ist<br />

fester Bestandteil ihrer Strategie, die sich an dem 1979 vom „Revolutionsführer“<br />

Khumaini propagierten anti-israelischen Kurs der „Islamischen<br />

Republik Iran“ orientiert. Auch in ihrem 2009 veröffentlichen<br />

Manifest 299 lehnt sie eine Anerkennung des jüdischen Staates und Kompromisse<br />

mit Israel ab. Ihr umfangreiches Waffenarsenal rechtfertigt sie<br />

darüber hinaus mit der Verteidigung des Libanon vor israelischen Angriffen<br />

und dessen abschreckender Wirkung.<br />

Im Juli 2006 löste die Entführung zweier israelischer Soldaten im israelisch-libanesischen<br />

Grenzgebiet einen mehrwöchigen Krieg zwischen<br />

der „Hizb Allah“ und Israel aus, der Hunderte von zivilen Todesopfern<br />

und Verletzten forderte. Der anschließende Waffenstillstand wird seitdem<br />

von UN-Truppen überwacht. Hieran ist auch die deutsche Marine<br />

im Seeraum vor der libanesischen Küste beteiligt.<br />

Die „Hizb Allah“ hat sich im Libanon als parteiähnliche politische Bewegung<br />

etabliert, die wegen ihrer sozialen Aktivitäten vor allem unter<br />

der schiitischen Bevölkerung des Landes über breiten gesellschaftlichen<br />

Rückhalt verfügt. Insbesondere im Südlibanon verfügt die Organisation<br />

298<br />

299<br />

Im Jahre 2004 forderte der UN-Sicherheitsrat mit Resolution 1559 die Entwaffnung<br />

der „Hizb Allah“; auch die Resolution 1701, die am 14.8.2006 den Waffenstillstand<br />

im Libanon einleitete, hält die Forderung nach einer Entwaffnung aufrecht.<br />

Die „Hizb Allah“ präsentierte das Strategiepapier als Revision ihres Grundsatzmanifestes<br />

von 1985. Das aktualisierte Papier belegt, dass sich die Organisation strategisch<br />

auf ein Andauern der Instabilität im Libanon sowie im gesamten Nahen Osten einstellt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!