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Verfassungsschutzbericht 2010 - U18

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HINTERGRUNDINFORMATIONEN – LINKSEXTREMISMUS 231<br />

freien Gesellschaftsordnung“ versuchen autonome Gruppen auch durch<br />

Anschläge zumeist gegen Unternehmen oder staatliche Stellen, die in<br />

ihren Augen das System repräsentieren, der Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />

Besonders weil bei Autonomen weder eine ausgeprägte theoretische<br />

Fundierung noch formal organisierte Strukturen vorhanden sind, kann<br />

Gewalt innerhalb des Spektrums als „Militanzklammer“ 358 wirken und<br />

eine identitätsstiftende Funktion ausüben. Zudem ist Gewalt ein Rekrutierungsfaktor<br />

für anpolitisierte und erlebnisorientierte Personen:<br />

„Militanz und Randale waren schon immer die Gründe, warum sich Leute zu<br />

den Autonomen hingezogen gefühlt haben. Um als Autonome mehr und<br />

wahrnehmbarer zu werden, brauchen wir mehr militante Aktionen, mehr<br />

Randgelegenheiten – der Rest kommt dann schon von selber.“ 359<br />

Es gibt aber immer wieder auch differenzierte Diskussionen, in denen<br />

bestimmte Gewalttaten per se nicht abgelehnt, aber aus verschiedenen<br />

Gründen kritisiert werden. 360<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> bewegte sich das autonome Spektrum in Berlin nicht mehr<br />

auf dem erhöhten Aktionsniveau des Vorjahres.<br />

5.1.4 „militante gruppe”<br />

Abkürzung<br />

mg<br />

Entstehung / Gründung Vor 2001<br />

Die „militante gruppe“ (mg) war eine klandestine Gruppe, die – ähnlich<br />

den „Revolutionären Zellen“ (RZ) in den 80er Jahren – in Berlin und<br />

Umgebung Anschläge verübte. Erstmals trat die mg im Sommer 2001 in<br />

Erscheinung, als sie Patronen an den damaligen Regierungsbeauftragten<br />

für die Entschädigung der Zwangsarbeiter Otto Graf Lambsdorff und an<br />

zwei Mitglieder der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft schickte.<br />

Ihre gewalttätigen Aktionen richteten sich gegen Kraftfahrzeuge und<br />

Gebäude staatlicher Einrichtungen, aber auch von Unternehmen und<br />

Privatpersonen sowie sonstige nichtstaatliche Stellen wie zum Beispiel<br />

358<br />

359<br />

360<br />

„Anonyme Autonome Berlin“: „Evergreens in den Organisierungsdebatten der autonomen<br />

Linken“. Internetauftritt des „autonomen kongresses“, Aufruf am 12.10.2009.<br />

Ebenda.<br />

Vgl. „Aktuelle Entwicklungen“ „Berliner Linksextremisten setzen Militanzdebatte<br />

fort“, S. 121.

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