Verfassungsschutzbericht 2010 - U18
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68 VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT BERLIN <strong>2010</strong><br />
„Anti-Anifa“-Arbeit<br />
Ansätze der<br />
Abschottung<br />
Kräfte“ fungiert ein neonazistisches Weltbild. Neben der<br />
Verherrlichung des historischen Nationalsozialismus und<br />
seiner Repräsentanten wird auf Demonstrationen und im Internet<br />
zunehmend offensiver für einen neuen „Nationalen<br />
Sozialismus“ geworben. Wichtigstes Aktionsfeld des Netzwerkes<br />
„Freie Kräfte“ ist die Straße. Dabei wird mit Flyern,<br />
Graffiti und sogenannten „Spuckis“ sowohl im Kiez als auch<br />
mit Demonstrationen, Trauermärschen und Mahnwachen<br />
regional und überregional in der Öffentlichkeit Präsenz gezeigt.<br />
Von zentraler Bedeutung für das Netzwerk ist die Auseinandersetzung<br />
mit dem politischen Gegner. Im Rahmen der sogenannten<br />
„Anti-Antifa“-Arbeit werden Daten über aus ihrer<br />
Sicht „linke“ Personen, Institutionen und Objekte gesammelt<br />
und in Teilen auch veröffentlicht: Aktionen, die vor allem<br />
darauf abzielen, eine Drohkulisse aufzubauen. In diesen<br />
Kontext gehören auch die rechtsextremistischen Schmierereien<br />
und Sachbeschädigungen an den Häusern von Initiativen<br />
gegen Rechtsextremismus, Parteien und Einzelpersonen.<br />
Besonders im Vorfeld oder im Nachgang zu für die Szene<br />
bedeutenden Ereignissen oder historischen Daten wie etwa<br />
dem rechtsextremistischen „Trauermarsch“ in Dresden oder<br />
dem Todestag des Hitlerstellvertreters Rudolf Heß häufen<br />
sich entsprechende Vorkommnisse.<br />
Lange Zeit beruhte der Zusammenhalt des Netzwerkes<br />
„Freie Kräfte“ ausschließlich auf losen, nicht formalisierten<br />
Verbindungen. Es bot die Möglichkeit, allein durch die wiederholte<br />
Teilnahme an rechtsextremistischen Veranstaltungen,<br />
in die Szene einzusteigen. Zunehmend zeigen sich in<br />
diesem Punkt aber auch gegenläufige Tendenzen. Während<br />
das Netzwerk „Freie Kräfte“ in seiner Gesamtheit nach wie<br />
vor eine niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeit in die Szene<br />
bietet, trifft dies auf die größte Gruppierung innerhalb des<br />
Netzwerkes nicht mehr in gleichem Maß zu. Vielmehr zeigen<br />
sich Ansätze, dass sich die „Autonomen Nationalisten“<br />
mehr und mehr gegen Neueinsteiger abschotten. Dies ist mit<br />
der ideologischen und organisatorischen Festigung des Kerns<br />
der Gruppierung und einem noch konspirativeren Verhalten<br />
verbunden. Das Prinzip der „Mitgliedschaft durch Mitma-