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Einfluss von eigener Krebserkrankung und Krankheitserfahrungen ...

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Sie fühlen sich häufig vulnerabel, unsicher <strong>und</strong> kraftlos, haben Angst vor dem Verlassenwerden<br />

oder „Zurückgestoßenwerden“, was häufig noch schmerzvoller als die Erkrankung an sich sein<br />

kann. Soziale Unterstützung wirkt wie ein Puffer <strong>und</strong> vermindert die psychischen Belastungen. In<br />

Längsschnittstudien bei Krebspatienten wurde gezeigt, dass soziale Unterstützung zum Zeitpunkt<br />

der Diagnosestellung für den Betroffenen ein geringeres Ausmaß an emotionaler Belastung mit<br />

sich bringt. Manche Autoren halten sogar einen <strong>Einfluss</strong> auf die Überlebenszeiten für möglich<br />

(Baider <strong>und</strong> Kaplan De-Nour 1990, Weisman <strong>und</strong> Worden 1975).<br />

Nicht unbeachtet darf aber bleiben, dass auch Kontaktpersonen durch die Krankheit <strong>und</strong> die<br />

Auswirkungen auf die familiäre Situation unmittelbar selbst belastet sind. Wellisch et al. (1978)<br />

berichten <strong>von</strong> psychosomatischen Beschwerden <strong>und</strong> sexuellen Problemen <strong>von</strong> Ehemännern<br />

brustamputierter Frauen. Sie fanden heraus, dass die Einbeziehung des Ehepartners bezüglich<br />

Entscheidungsprozessen, Klinikbesuchen <strong>und</strong> sexueller Aktivität sehr wichtig für das Intakthalten<br />

einer Beziehung sind. In einer anderen Studie <strong>von</strong> Maguire (1981) zeigte sich, dass Ehemänner<br />

<strong>von</strong> mastektomierten Frauen stärker belastet waren als Männer aus einer Kontrollgruppe. Nach<br />

Lewis (1990) erleben die Ehepartner <strong>von</strong> Brustkrebspatientinnen unmittelbar eine existenzielle<br />

Bedrohung durch die <strong>Krebserkrankung</strong>.<br />

Auch traumatische Effekte auf Kinder, sowohl Töchter als auch Söhne, durch die<br />

Brustkrebserkrankung der Mutter kommen nicht selten vor. Häufiger auftretende Konflikte,<br />

regressive Tendenzen <strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten werden vor allem dann beobachtet, wenn die<br />

Mutter eine schlechte Prognose hat, intensiven Therapien ausgesetzt ist oder eine gering<br />

ausgeprägte Krankheitsverarbeitung aufweist. Lichtman et al. (1984) konnten bei 12% der <strong>von</strong><br />

ihnen untersuchten Brustkrebspatientinnen eine Verschlechterung der Mutter-Kind-Beziehung<br />

feststellen.<br />

Obwohl es sehr viele wissenschaftliche Studien über die psychosozialen Folgen einer<br />

Brustkrebserkrankung gibt, haben sich doch nur wenige mit dem <strong>Einfluss</strong> der Krankheit <strong>und</strong><br />

deren Therapie auf die Sexualität beschäftigt. Unabhängig <strong>von</strong> der Art der durchgeführten<br />

Behandlung können sexuelle Funktionseinschränkungen auftreten, welche Störungen der<br />

sexuellen Identität <strong>und</strong> der Kontrolle über Körperfunktionen sowie den Verlust <strong>von</strong> Intimität <strong>und</strong><br />

Fertilität beinhalten (Schultz et al. 1992). Ganz et al. (1993) befragten dazu 227 Frauen, die an<br />

Brustkrebs erkrankt waren, im follow-up zu 4 Zeitpunkten während des ersten Jahres nach der<br />

Behandlung. 54% der Betroffenen beklagten einen Verlust der sexuellen Attraktivität <strong>und</strong> 44% ein<br />

generelles Desinteresse an Sexualität. 58% der Frauen gaben an, seltener Geschlechtsverkehr<br />

zu haben, <strong>und</strong> 42% äußerten Veränderungen ihrer Libido.<br />

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