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Einfluss von eigener Krebserkrankung und Krankheitserfahrungen ...

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Zudem kann hierbei auch die – unbewusste - Angst der Töchter vor dem genetischen Risiko zu<br />

falschen Reaktionen führen (Lichtman <strong>und</strong> Taylor 1986). In der Literatur wird beschrieben, dass<br />

Töchter, die zum Zeitpunkt der Erkrankung der Mutter noch im Kindesalter waren, große Angst<br />

um das Überleben der Mutter haben. Heranwachsende Töchter dagegen können weitaus<br />

„dramatischere“ Reaktionen zeigen, die bis zur völligen Ablehnung der Mutter oder sogar dem<br />

Verlassen des elterlichen Hauses reichen können. Strittmatter (1993) erklärt sich dies dadurch,<br />

dass eine <strong>Krebserkrankung</strong> der Mutter bei Jugendlichen <strong>und</strong> Heranwachsenden den normalen<br />

Entwicklungsprozess abrupt unterbricht. Die Krankheit zwingt die Jugendlichen „in eine<br />

zentripetale familienzentrierte Richtung, die ihrer zentrifugalen („Von-der-Familie-weg“) Tendenz<br />

zuwiderläuft“. Erwachsene Töchter werden wiederum als distanziert gegenüber der Krankheit der<br />

Mutter <strong>und</strong> der Kommunikation darüber beschrieben. Nach Wellisch et al. (1992) fühlen sich<br />

Töchter im Alter zwischen 11 <strong>und</strong> 20 Jahren signifikant unglücklicher über die Konfrontation mit<br />

der Diagnose „Brustkrebs“ <strong>und</strong> dem Krankheitsverlauf der Mutter im Vergleich zu älteren<br />

Töchtern. Töchter, deren Mutter verstorben war, gaben signifikant häufiger langfristige<br />

Veränderungen ihrer Lebensplanung <strong>und</strong> der Rolle in der Familie („Ersatzmutter“) an.<br />

In einer dritten Studie setzten sich Wellisch et al. (1996) mit der Fragestellung auseinander, wie<br />

die Töchter ihre an Brustkrebs erkrankten Mütter retrospektiv vor <strong>und</strong> während des<br />

Krankheitsverlaufs wahrgenommen haben. Die größten wahrgenommenen Veränderungen im<br />

Leben der Mütter wurden in den Bereichen „Attraktivität“ <strong>und</strong> „Sexualität“ genannt, gefolgt <strong>von</strong> der<br />

Verminderung ihrer Lebensqualität.<br />

Wie weit sich Kinder auch immer aktiv mit der <strong>Krebserkrankung</strong> der Mutter auseinandersetzen<br />

<strong>und</strong> diese begreifen, sie erfahren die eingetretenen Veränderungen <strong>und</strong> das Leiden des Kranken<br />

sowie die Überbeanspruchung des ges<strong>und</strong>en Elternteils. Je jünger die Kinder sind, umso größer<br />

sind deren Belastungen, während Jugendliche auch in der Gefahr sind, zu Ersatzpartnern<br />

gemacht zu werden. Die Qualität der elterlichen Beziehung, die gemeinsame elterliche<br />

Bewältigung <strong>und</strong> das offene Gespräch mit den Kindern ist wichtig <strong>und</strong> notwendig, um die<br />

Belastung der Kinder zu vermindern (Strittmatter 1993).<br />

Im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Hereditärer Brust- <strong>und</strong> Eierstockkrebs“ der Deutschen<br />

Krebshilfe beschreiben Worringen et al. (2000) praktische Beratungserfahrungen in diesem<br />

Studiensetting sowie psychologische Problemstellungen der prädiktiven molekulargenetischen<br />

Diagnostik. Hinsichtlich der genetischen Beratung <strong>und</strong> Untersuchung überwiegen die<br />

Erwartungen <strong>und</strong> Hoffnungen bei weitem die diesbezüglichen Befürchtungen.<br />

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