Teil 2
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Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky 297<br />
mit dem Putsch einließ, da spalteten sich von ihrer alten Partei zwei neue<br />
Parteien ab - die „Volkstümler-Kommunisten" und die „Revolutionären<br />
Kommunisten" 114 (darunter bekannte linke Sozialrevolutionäre, die noch<br />
die alte Partei auf wichtigste Staatsposten gestellt hatte; der ersteren Partei<br />
gehört z. B. Sachs, der letzteren Kolegajew an). Kautsky hat folglich<br />
selber - unversehens! - die lächerliche Mär widerlegt, daß hinter den<br />
Bolschewik! die Minderheit der Bevölkerung stehe.<br />
Zweitens, mein lieber Theoretiker, haben Sie bedacht, daß der bäuerliche<br />
Kleinproduzent unvermeidlich zwischen Proletariat und Bourgeoisie<br />
schwankt? Dieses durch die ganze neueste Geschichte Europas bestätigte<br />
marxistische Axiom hat Kautsky sehr zur rechten Zeit „vergessen", zerschlägt<br />
es doch restlos die ganze von ihm aufgegriffene menschewistische<br />
„Theorie"! Hätte Kautsky das nicht „vergessen", so könnte er die Notwendigkeit<br />
der Diktatur des Proletariats in einem Lande, in dem die<br />
bäuerlichen Kleinproduzenten überwiegen, nicht verneinen.<br />
Untersuchen wir nun den Hauptinhalt der „ökonomischen Analyse"<br />
unseres Theoretikers.<br />
Daß die Sowjetmacht eine Diktatur ist, ist sicher, sagt Kautsky. „Aber<br />
ob gerade Diktatur des Proletariats?" (S. 34.) . .<br />
„Sie" (die Bauern) „bilden unter der Sowjetverfassung die Mehrheit der zur<br />
<strong>Teil</strong>nahme an der Gesetzgebung und Regierung berechtigten Bevölkerung. Was<br />
uns als Diktatur des Proletariats hingestellt wird, würde sich, wenn es konsequent<br />
durchgeführt würde und eine Klasse überhaupt direkt die Diktatur auszuüben<br />
vermöchte, was nur einer Partei möglich ist, zu einer Diktatur der Bauernschaft<br />
gestalten." (S. 35.)<br />
Und, überaus zufrieden mit dieser tiefgründigen und geistreichen Argumentation,<br />
versucht der gute Kautsky zu witzeln: „Es scheint also, als<br />
sei die schmerzloseste Durchführung des Sozialismus dann gesichert, wenn<br />
sie in die Hände der Bauern gelegt wird." (S. 35.)<br />
Sehr ausführlich, an Hand einer ganzen Reihe außerordentlich gelehrter<br />
Zitate aus Publikationen des halbliberalen Maslow, beweist unser<br />
Theoretiker den neuen Gedanken, daß die Bauern an hohen Getreidepreisen<br />
und an niedrigen Löhnen der Arbeiter in den Städten usw. u. dgl.<br />
m. interessiert seien. Diese neuen Gedanken werden, nebenbei bemerkt,<br />
um so langweiliger dargelegt, je geringere Beachtung den wirklich neuen<br />
Erscheinungen der Nachkriegszeit geschenkt wird,, zum Beispiel der Tat-